Immer noch gelangen giftige Schwermetalle wie Arsen, Blei, Cadmium und Quecksilber in die Umwelt und in unsere Körper. Wer die Schadstoff-Quellen kennt, kann seine persönliche Belastung reduzieren.
Was die Welt im Innersten zusammenhält? Schwermetalle! Der Erdkern aus Eisen und Nickel macht ein Drittel der Masse der ganzen Erde aus und trägt so maßgeblich dazu bei, dass die Schwerkraft uns am Boden hält. Aluminium und Eisen gelangen aus der Erdkruste in die Böden und Pflanzen und bereits unsere Vorfahren in der Steinzeit haben sie über die Nahrung zu sich genommen. Und schon immer schleuderten Vulkanausbrüche Quecksilber und Arsen aus den Tiefen der Erde in die Atmosphäre.
In den letzten 150 Jahren allerdings haben Industrie, Bergbau, Kraftwerke und Straßenverkehr den Ausstoß von Schwermetallen auf ein ganz neues Niveau angehoben. Das ist ein Problem. Denn die giftigen Metalle können sich im Körper anreichern, Vergiftungen auslösen und Krankheiten fördern.
Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Schwermetalle in die Umwelt und in den menschlichen Körper gelangen, wie die Ursachen und Symptome von Schwermetallvergiftungen aussehen und wie Sie die Belastung mit Schwermetallen im Alltag reduzieren
Mehr Informationen über Schwermetalle finden Sie in den weiterführenden Artikeln in unserem Gesundheitsportal:
Was sind Schwermetalle?
In der Chemie gelten Schwermetalle in der Regel als Metalle mit einer Dichte von fünf Gramm pro Kubikzentimeter oder mehr. Mit Schwermetallen meinen wir aber fast immer Metalle, die für uns Menschen giftig sein können.
Meist geht es um Aluminium, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Cobalt, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink. Aluminium und Arsen tanzen hier aus der Reihe: Aluminium ist ein Leichtmetall, Arsen ein Halbmetall. Beide teilen allerdings viele Eigenschaften mit den Schwermetallen und können auf ähnliche Weise zu Vergiftungen führen.
Liste ausgewählter Schwermetalle [1–6]
Metall |
Elementsymbol |
Häufig belastet |
Aluminium (Leichtmetall) |
Al |
Kräuter, Gewürze, Deodorants |
Arsen (Halbmetall) |
As |
Reis, Reiswaffeln, Getreide |
Blei |
Pb |
bunte Keramikglasuren, sehr alte Wasserleitungen, Wildbret |
Cadmium |
Cd |
Wildpilze, Getreide, Blattgemüse, Leinsamen, Zigarettenrauch |
Chrom |
Cr |
Industrie-Arbeitsplätze (z.B. Metallverarbeitung) |
Cobalt |
Co |
Industrie-Arbeitsplätze (z.B. Zement, Glas, Metall) |
Kupfer |
Cu |
Getränke aus Kupfer- und Messinggefäßen |
Nickel |
Ni |
Hafer, Roggen, Soja, Brokkoli und Spinat |
Quecksilber |
Hg |
Wildpilze, Fische, Meeresfrüchte, Amalgam-Zahnfüllungen |
Zink |
Zi |
Gießerei- und Metallarbeiten, saure Lebensmittel in verzinkten Gefäßen |
Schwermetalle in Umwelt und Nahrung
Bergbau und Metallverarbeitung, Müllverbrennung, Kraftwerke, Straßenverkehr – sie alle sorgen auf unterschiedliche Weise dafür, dass Schwermetalle in die Umwelt gelangen. Heutzutage entsteht die größte Belastung mit Schwermetallen durch das Verfeuern von Brennstoffen wie Kohle in Kraftwerken.
Wie hat sich der Ausstoß von Schwermetallen verändert?
Die ersten erfolgreichen Schritte, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind aber zum Glück schon getan. Bleifreies Benzin und bleifreie Wasserrohre, Filter- und Waschanlagen in der Industrie, Vorgaben für die Müllentsorgung – durch diese und andere Maßnahmen ist die Belastung mit Schwermetallen insgesamt deutlich gesunken.
Zum Beispiel wurden nach Angaben des Umweltbundesamts die Emissionen von Blei und Arsen zwischen 1990 und 2016 um rund 90 Prozent reduziert, die von Quecksilber um mehr als 70 Prozent und die von Cadmium um fast 60 Prozent.
Die Emissionen anderer Schwermetalle, vor allem Selen, Kupfer und Zink, stiegen seitdem aber um 20 bis 30 Prozent. Schuld daran ist in erster Linie der Straßenverkehr. Bremsen und Reifen verlieren durch Reibung kleine Schwermetall-Partikel und geben sie an die Umwelt ab. Sie sind somit heute für den Großteil der Belastung mit Kupfer, Zink und Blei verantwortlich [7].
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sagt: Blei ist immer ungesund, egal wie wenig wir davon zu uns nehmen. Auch viele Gesundheitsexperten und Umweltschützer mahnen, die Belastung mit Schwermetallen sei auch heute noch viel zu hoch [8–10].
Wie gelangen Schwermetalle in den Körper?
Die Atemluft enthält heutzutage weniger Schwermetalle als noch vor 20 Jahren. Die von den Behörden festgelegten Grenzwerte für Arsen, Blei, Cadmium und Nickel wurden in der Atemluft seit 2007 kaum noch überschritten. Wenn die gemessenen Werte zu hoch waren, dann meist in der Nähe von Industriestandorten [11].
Problematischer sind die Rückstände der Metalle in der Nahrung. Aus den Schloten von Kraftwerken, Fabriken und Müllverbrennungsanlagen und dem Straßenverkehr steigen Schwermetalle in die Atmosphäre auf. Sie wandern daraufhin mit den Niederschlägen und Staubpartikeln in die Böden, reichern sich dort an und gelangen ins Grundwasser. Daraus nehmen sie zum Beispiel Gemüse-, Getreide- und Reispflanzen auf. In Form von Tierfutter wandern unter anderem Blei und Cadmium weiter in die Lebern von Rindern und Schweinen. Wildpilze holen viel Quecksilber und Cadmium aus dem Boden. Fische und Meeresfrüchte nehmen Quecksilber aus dem Umweltkreislauf auf [11].
Testergebnis: Sojadrinks mit Nickel belastet
Die Stiftung Warentest hat 15 Sojadrinks getestet – und bei vier Produkten einen zu hohen Nickelwert gemessen. Die Sojadrinks der Marken Alpro, Lidl, Hofgut Storzeln, Rewe, Provamel und Berief wurden insgesamt mit „gut“ bewertet. Laut Test stecken in ihnen keine bedenklichen Schadstoffgehalte [12].
Tabelle: So haben sich die Emissionen von Schwermetallen zwischen 1990 und 2016 verändert
Schwermetall |
Änderung 1990 bis 2016 |
Emissionen gesunken: |
|
Arsen |
-90,0 Prozent |
Blei |
-89,8 Prozent |
Quecksilber |
-72,5 Prozent |
Cadmium |
-57,6 Prozent |
Nickel |
-57,5 Prozent |
Chrom |
-50,9 Prozent |
Emissionen gestiegen: |
|
Selen |
+32,5 Prozent |
Kupfer |
+29,7 Prozent |
Zink |
+21,7 Prozent |
Quelle: Umweltbundesamt
Metalle in Impfstoffen?
Manche Menschen sind verunsichert: Immer wieder ist zu hören, dass Quecksilber und Aluminium in Impfstoffen neurologische Schäden anrichten und Autismus verursachen könnten. Was hat es mit den Metallen in Impfstoffen auf sich?
Löst Aluminium in Impfstoffen Autismus aus?
Aluminiumsalze werden Impfstoffen gegen Tetanus, Keuchhusten und Diphterie sowie manchen Grippe-Impfungen beigefügt, um die Wirksamkeit zu verstärken. Die Mengen sind gering und fallen im Vergleich zur alltäglichen Aluminiumbelastung durch Nahrung, Deodorants und andere Quellen wenig ins Gewicht. Kritikern zufolge soll das Aluminium Muskelentzündungen, chronische Müdigkeit, neurologische Beschwerden und Autismus hervorrufen – wofür es aber keine Belege gibt [13–15].
Zuletzt kam eine 2015 veröffentlichte Metaanalyse aus den USA, die Daten von 1,3 Millionen Menschen berücksichtigte, zu dem Schluss: Autismus tritt bei ungeimpften Kindern genauso häufig auf wie bei geimpften Kindern [13].
Eine ähnliche Diskussion rankte sich um das quecksilberhaltige Konservierungsmittel Thiomersal, das in Impfstoffen verwendet wurde. Auch hier konnten Studien keine Verbindung mit Fällen von Autismus oder anderen neurologischen Schäden finden. Thiomersal wird heute in Österreich dennoch fast nicht mehr verwendet – vorsorglich und um die Umweltbelastung mit Quecksilber zu reduzieren [16].
Gefahren fehlender Impfungen
Auf der anderen Seite entstehen Gefahren, wenn Kinder nicht geimpft sind. Wegen sinkender Impfraten gegen Masern etwa kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Masern-Ausbrüchen und sogar zu Todesfällen. Sind zu wenige Kinder geimpft, gefährdet das auch die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können oder bei denen Impfstoffe nicht anschlagen [17, 18].
Langfristige Schwermetallbelastung
Sind Schwermetalle erst einmal über die Nahrung, die Atemluft oder die Haut in unseren Körper gelangt, werden wir sie in der Regel nicht so schnell wieder los. Über die Atemwege oder den Magen-Darm-Trakt gelangen sie ins Blut und ins Lymphsystem und verteilen sich im Körper. Sie nisten sich in verschiedenen Bereichen des Körpers, zum Beispiel in den Knochen oder in Organen wie Niere, Leber und Lunge ein. Sie können dort lange verbleiben, weil unser Körper sie nur langsam abbaut. Einige der Metalle, wie Blei und Quecksilber, setzen sich auch im Nervensystem ab [19].
Einige Metalle braucht unser Körper, um zu funktionieren, zum Beispiel Eisen, Zink, Selen und Kupfer. Doch in zu hoher Dosis sind auch diese essentiellen Spurenelemente gesundheitsgefährdend.
Wussten Sie schon? Wenn Sie Zigaretten rauchen, ebnen – oder besser, teeren – Sie den Weg für krebserregende Schwermetalle in Ihr System. Zigarettenrauch enthält unter anderem Cadmium, Blei und Arsen [20].
Wie entgiftet der Körper Schwermetalle?
Mit kleinen Mengen potentiell giftiger Stoffe wird unser Körper in der Regel fertig. Vor allem Leber und Nieren sorgen dafür, dass Schwermetalle vom Körper nach und nach über Urin und Stuhl, aber auch etwa über den Schweiß, ausgeschieden werden.
Es kann allerdings zu einer Akkumulation kommen: Schwermetalle verbleiben teilweise jahrelang in den Knochen und in den Organen. Wir können sie also schneller aufnehmen als wir sie ausscheiden können, so dass sie sich mit der Zeit im Körper ansammeln. Dort können sie dann Zellen schädigen und Enzyme blockieren – auf diese Weise schadet beispielsweise Blei dem Nervensystem und der Blutbildung [21].
Nährstoffe für die Schwermetallentgiftung
Wollen Sie Ihren Körper dabei unterstützen, möglichst wenig Schwermetalle aus Nahrung und Luft aufzunehmen und diese effektiv auszuscheiden, sorgen Sie dafür, dass Sie keinen Mangel an wichtigen Nährstoffen entwickeln. Studien zufolge absorbiert der Körper zum Beispiel mehr Blei aus der Nahrung, wenn es ihm an Zink, Calcium und Eisen fehlt. Der Mineralstoff Selen ist ebenfalls an der Ausleitung von Schwermetallen beteiligt [21–24].
Welche Krankheiten können Schwermetalle auslösen?
Forscher vermuten, dass eine dauerhafte Belastung mit Arsen, Blei, Cadmium und Quecksilber das Risiko für Entzündungen sowie Krebs-, Herz-Kreislauf-, Lungen- und neurologische Erkrankungen erhöhen kann.
Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt forschen derzeit an Zusammenhängen, vor allem zwischen Schwermetallbelastung und Krebs – Arsen etwa gilt als relevanter krebserregender Stoff [25–29].
Blei und Quecksilber sind besonders für Kinder problematisch, da diese Schwermetalle sich auf das Nervensystem auswirken und die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen können [10].
Schwermetallvergiftung – Ursachen
Sowohl akute als auch chronische Schwermetallvergiftungen sind heutzutage selten. Zwar befinden sich in all unseren Körpern Stoffe wie Blei, Cadmium, Arsen und Quecksilber – aber meist nicht in Mengen, ab denen Ärzte eine Vergiftungsgefahr sehen.
Wie kommt es zu einer Schwermetallvergiftung?
Einige Beispiele, wie es heutzutage zu Vergiftungen kommen kann [3, 22, 24, 30]:
- Schwermetallvergiftungen sind meistens die Folge von Arbeitsunfällen in der Metallindustrie und im Bergbau.
- Zerbrechen alte quecksilberhaltige Thermometer, kann das Quecksilber verdampfen und in die Lunge geraten.
- Gelegentlich vergiften sich Menschen, weil sie Lebensmittel über längere Zeit in Keramikgeschirr mit bunter bleihaltiger Glasur lagern – bei solcher Keramik handelt es sich in der Regel um Souvenirs aus dem Ausland.
- In seltenen Fällen sind in Altbauten noch Wasserrohre aus Blei verbaut, die eine chronische Belastung über das Trinkwasser verursachen – das ist besonders problematisch, wenn Säuglingsnahrung damit zubereitet wird.
- Manche traditionellen Arzneimittel, vor allem alte Hausmittel-Salben und ayurvedische Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel aus Asien, können große Mengen Blei und Quecksilber enthalten.
Schwermetallvergiftung – Symptome
Die Symptome einer Schwermetallvergiftung können ganz unterschiedlich ausfallen. Es hängt davon ab, welches Schwermetall Sie auf welche Weise, in welchen Mengen und über welchen Zeitraum in Ihren Körper aufgenommen haben.
Was sind die Symptome einer akuten Schwermetallvergiftung?
Akute Schwermetallvergiftungen fallen oft sehr heftig aus und können unter anderem zu Nieren- und Leberversagen, Kreislaufschock und Schäden am zentralen Nervensystem führen. Typische Symptome – und ein Fall für den Arzt – sind
- heftige Bauch- und Gliederschmerzen,
- Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie
- gereizte Atemwege.
Nehmen wir das Beispiel einer akuten Cadmiumvergiftung: Atmen Sie eine kritische Menge Cadmium ein, äußert sich das durch trockene Schleimhäute an Nase und Rachen, Husten, Kopfschmerzen, Fieber und Verwirrtheit. Im Laufe von Stunden oder Tagen kann bei schwerem Verlauf ein lebensbedrohliches Lungenödem entstehen, also eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge. Bekommen Sie Cadmiumsalze in Ihr Verdauungssystem, zeigt sich das ganz anders, nämlich durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall [31].
Welche Symptome zeigen sich bei einer chronische Schwermetallvergiftung?
Chronische Schwermetallvergiftungen zeigen sich oft durch unspezifische Symptome wie zum Beispiel:
- Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen
- Durchfall, Erbrechen und Übelkeit
- Müdigkeit, Schlafstörungen und Schwächegefühl
- Hautveränderungen (Ekzeme)
- Lähmungserscheinungen
Manchmal kommt es zu medizinischen Krimis, in denen Menschen von Arzt zu Arzt eilen und keine Diagnose erhalten. In einem Fall in den USA kamen die Ärzte nach zahlreichen ergebnislosen Tests darauf, dass der Lieblings-Kaffeelöffel ihres Patienten zum Teil aus Blei bestand und nach und nach zu einer Bleivergiftung geführt hat [32].
Die Folgen von Schwermetallvergiftungen können unter anderem sein:
- Schäden an Lunge, Leber und Niere
- Nervenschäden
- Blutarmut (Anämie)
Schwermetallbelastung testen
Ein Schwermetall-Test kann Spuren von Schwermetallen im Urin nachweisen und Ihnen einen ersten Hinweis darauf geben, ob sich ein bestimmtes Schwermetall in zu großer Menge in Ihrem Körper befindet – und damit, ob sich in Ihrer Umwelt Schadstoff-Quellen verstecken.
Wenn ein Test Ihnen deutlich erhöhte Werte für eines oder mehrere Schwermetalle ausgibt, suchen Sie sich ärztlichen Rat. Ärzt*innen können Sie beraten, weitere Tests durchführen, zum Beispiel Blutuntersuchungen, und, falls nötig, eine Therapie einleiten.
Schwermetallvergiftung –Therapie
Bei einer Schwermetallvergiftung behandeln Ärzte vor allem die teilweise lebensbedrohlichen Symptome wie Nieren-, Leber- und Nervenschäden und Blutarmut. Betroffene müssen außerdem die Ursache der Vergiftung beseitigen – also zum Beispiel den Kaffeelöffel aus Blei entsorgen, der sie ohne ihr Wissen jahrelang vergiftet hat. Bei leichteren Vergiftungen ist unser Körper dann in der Regel in der Lage, die Schadstoffe von selbst auszuscheiden.
Damit der Körper nicht weitere Schwermetalle aus dem Verdauungstrakt oder dem Blut in die Organe leitet, kommen in sehr schweren Fällen eine Magenspülung oder eine Hämodialyse (Blutwäsche) in Frage [22].
Chelat-Therapie hilft dem Körper, Schwermetalle auszuleiten
Befinden sich große Mengen eines giftigen Schwermetalls im Körper, ist die Ausleitung durch eine Chelat-Therapie das Mittel der Wahl. Dabei nehmen Betroffene sogenannte Chelatkomplexe ein, die Schwermetalle an sich binden, so dass der Körper sie wesentlich schneller ausscheiden kann [33].
Allerdings unterscheiden die Chelatkomplexe nicht zwischen „guten“ und „bösen“ Metallen. Auch Spurenelemente wie Kupfer, Selen und Zink werden aus dem Körper ausgeleitet, was zu Mangelerscheinungen führen kann. Ärzte verabreichen deswegen in der Regel zusätzlich untere anderem Präparate mit Magnesium, Selen und Kupfer. Leitlinien der Ärzte empfehlen die Chelat-Therapie nur bei schweren Vergiftungen mit Schwermetallen [22, 31].
Alternative Anwendungen der Chelat-Therapie
In der Alternativmedizin soll die Chelat-Therapie den Körper von Schwermetallen entgiften, auch wenn Vergiftungen nur vermutet werden, zur Diagnose von Schwermetallvergiftungen dienen und gegen Durchblutungsstörungen und Arteriosklerose helfen. Wissenschaftlichen Fachgesellschaften zufolge sind all diese Anwendungen der Chelat-Therapie aber nicht wirksam und können sogar gefährliche Nebenwirkungen haben [34–40].
Weniger Schwermetall im Alltag
Schwermetalle sind ein Teil unseres Planeten, sie befinden sich in der Luft, die wir atmen, in den Böden und vor allem in der Nahrung. Sie werden ihnen also nicht ganz aus dem Weg gehen können. Aber es gibt ein paar Kniffe, mit denen Sie im Alltag weniger Schwermetalle zu sich nehmen [2, 4, 41, 42]:
Sechs Tipps für weniger Schwermetallbelastung im Alltag
[1] Waschen Sie Obst und Gemüse sorgfältig. Dadurch können Sie die Schwermetallbelastung auf den Nahrungsmitteln häufig deutlich reduzieren. Achten Sie darauf besonders bei stärker belastetem Gemüse, vor allem bei Kräutern und Blattgemüse wie Spinat und Salat.
[2] Essen Sie nicht zu viele Wildpilze. Experten empfehlen, nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze wie Pfifferlinge und Steinpilze pro Woche zu essen. Champignons werden in der Regel gezüchtet und enthalten so gut wie keine Schwermetalle.
[3] Aufpassen bei Leinsamen. Wenn Sie regelmäßig Leinsamen essen, sollten Sie besser fein aufgebrochene als geschroteten Leinsamen kaufen – durch das Schroten kann der Körper das oft enthaltene Cadmium leichter aufnehmen.
[4] Reis enthält häufig relativ viel Arsen. Als Elternteil sollten Sie Ihren Kindern Reisprodukte wie Reisbrei, Reismilch und Reiswaffeln nur in Maßen geben und Reis vor dem Kochen waschen.
[5] Blei im Wildbret. Wird Wild mit bleihaltiger Munition geschossen, findet sich im Fleisch eine erhöhte Menge Blei. Kommen Sie aus einem Jägerhaushalt und verzehren sehr viel Wild, bietet es sich an, Ihre Bleiwerte zu prüfen.
[6] Schwangere, Stillende und kleine Kinder sollten Lebensmittel mit erhöhter Schwermetallbelastung nur in Maßen zu verzehren, vor allem quecksilberhaltigen Seefisch (große Raubfische wie Thunfisch, Heilbutt, Aal). Kinder sind noch besonders empfindlich gegenüber Schwermetallen wie Blei und Quecksilber.
Schwermetallvergiftung: Auf einen Blick
Welche Schwermetalle sind giftig?
Die Schwermetalle Blei, Cadmium, Chrom, Cobalt, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink sind in unterschiedlichen Mengen gesundheitsschädlich. Ähnlich ist es bei Arsen, einem Halbmetall, und Aluminium, einem Leichtmetall.
Wie kommen Menschen mit Schwermetallen in Berührung?
Giftige Schwermetalle entstehen zum Beispiel durch Emissionen von Kohlekraftwerken und beim Abrieb von Bremsen und Reifen im Straßenverkehr. Sie kommen in die Atmosphäre und lagern sich im Gewässern, im Boden und in Pflanzen ab. Darüber gelangen unter anderem Blei, Quecksilber, Cadmium und Arsen in unsere Nahrung, vor allem in Blattgemüse, Reis, Wildpilze und Fische.
Warum sind Schwermetalle problematisch?
Schwermetalle können zu akuten und chronischen Vergiftungen führen, was heutzutage allerdings selten ist. Es kann aber auch dazu kommen, dass ein Schwermetall sich über lange Zeit im Körper anreichert und dadurch unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs begünstigt.
Wie kann es zu einer Schwermetallvergiftung kommen?
Heute kommen akute Schwermetallvergiftungen noch gelegentlich bei Arbeitsunfällen in der Industrie vor, vor allem wenn mit Metallstaub oder ähnlichem hantiert wird.
Im Alltag gibt es seltene Einzelfälle, zum Beispiel mit bleihaltigen Keramikglasuren und zerbrochenen alten Quecksilber-Thermometern oder mit asiatischen Ayurveda-Medikamenten, die große Mengen Blei und Quecksilber enthalten.
Wie wird eine Schwermetallvergiftung behandelt?
Bei Schwermetallvergiftungen behandeln Ärzte unter anderem Symptome wie Schmerzen, Lähmungen und Organschäden. Bei schweren Vergiftungen werden die Metalle durch eine Chelat-Therapie ausgeleitet.
Quellen
[1] U. Gundert-Remy u. a., „High exposure to inorganic arsenic by food: the need for risk reduction“, Arch. Toxicol., Bd. 89, Nr. 12, S. 2219–2227, Dez. 2015, doi: 10.1007/s00204-015-1627-1.
[2] D. P. F. B. L. für G. und L. Lebensmittelsicherheit Dr Renate Habernegg Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dr Hans Lepper Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ulrike Steger Bayerisches Landesamt für Gesundheit und, „Schwermetalle in Lebensmitteln“. https://www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittelsicherheit/unerwuenschte_stoffe/schwermetalle.htm (zugegriffen Aug. 15, 2018).
[3] Bundesinstitut für Risikobewertung, „Blei und Cadmium aus Keramik Aktualisierte Stellungnahme* Nr. 023/2005 des BfR vom 26. März 2004“. https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/blei_und_cadmium_aus_keramik.pdf.
[4] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, „BMEL - Jagd - Gesundheitsgefährdung durch Blei im Wildbret“, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. https://www.bmel.de/DE/Wald-Fischerei/04_Jagd/_texte/BleifreieJagdgeschosse.html (zugegriffen Aug. 20, 2018).
[5] „BMEL - Tabakzusatzstoffe“. https://service.bmel.de/tabakerzeugnisse/index2.php?site_key=153 (zugegriffen Aug. 16, 2018).
[6] K. Blume und Bundesinstitut für Risikobewertung (Germany), Hrsg., Aufnahme von Umweltkontaminanten über Lebensmittel (Cadmium, Blei, Quecksilber, Dioxine und PCB): Ergebnisse des Forschungsprojektes LExUKon. Berlin: Bundesinstitut für Risikobewertung, 2010.
[7] S. Wilke, „Schwermetall-Emissionen“, Umweltbundesamt, Sep. 03, 2013. http://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland/schwermetall-emissionen (zugegriffen Aug. 15, 2018).
[8] „Blei in Lebensmitteln – Hintergrundinformationen“, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. https://www.bmu.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit-und-umwelt/lebensmittelsicherheit/verbraucherschutz/schwermetalle/blei-in-lebensmitteln-hintergrund/ (zugegriffen Aug. 16, 2018).
[9] V. H. Schönberger, C. Tebert, und U. Lahl, „Expertenanhörung im Umweltausschuss“, S. 8.
[10] World Health Organization, „Lead poisoning and health“, World Health Organization. http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/lead-poisoning-and-health (zugegriffen Aug. 21, 2018).
[11] M. Richter, „Metalle im Feinstaub“, Umweltbundesamt, Mai 18, 2017. http://www.umweltbundesamt.de/metalle-im-feinstaub (zugegriffen Aug. 16, 2018).
[12] S. Warentest, „Sojadrinks im Test - Siebenmal gut, fünfmal zu viel Schadstoffe oder Keime - Test - Stiftung Warentest“. https://www.test.de/Sojadrinks-im-Test-1567644-0/?mc=news.2018.08-16_Sojadrinks (zugegriffen Aug. 29, 2018).
[13] A. Jain, J. Marshall, A. Buikema, T. Bancroft, J. P. Kelly, und C. J. Newschaffer, „Autism occurrence by MMR vaccine status among US children with older siblings with and without autism“, JAMA, Bd. 313, Nr. 15, S. 1534–1540, Apr. 2015, doi: 10.1001/jama.2015.3077.
[14] Paul-Ehrlich-Institut, „Sicherheitsbewertung von Aluminium in Impfstoffen“, Bull. Zur Arzneimittelsicherheit, Bd. 2015/3, S. 15, 2015.
[15] Robert Koch Institut, „Bedeutung von Impfungen - Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen“. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Bedeutung/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html (zugegriffen Sep. 21, 2018).
[16] B. S. Gadad u. a., „Administration of thimerosal-containing vaccines to infant rhesus macaques does not result in autism-like behavior or neuropathology“, Proc. Natl. Acad. Sci., Bd. 112, Nr. 40, S. 12498–12503, Okt. 2015, doi: 10.1073/pnas.1500968112.
[17] „Masern-Ausbruch: Kleinkind in Berlin an Masern gestorben“, ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2015-02/masern-ausbruch-berlin-kleinkind-gestorben (zugegriffen Sep. 21, 2018).
[18] C. Ehrenstein, „Fehlende Impfungen: Bis zu 300 Tote durch Masern-Spätfolgen in Deutschland“, DIE WELT, Dez. 29, 2017.
[19] „Arsen und anorganische Arsenverbindungen (mit Ausnahme von Arsenwasserstoff) [MAK Value Documentation in German language, 2002]“, in The MAK-Collection for Occupational Health and Safety, American Cancer Society, 2012, S. 1–50.
[20] D. Maritin, „J. Falbe, M. Regitz, (Hrsg.): Römpp Chemielexikon. 9. Auflage, Bd. 4 M - Pk. 886 Seiten. Georg-Thieme Verlag, Stuttgart - New York 1991. Gebunden, 248, - DM“, J. Für Prakt. ChemieChemiker-Ztg., Bd. 334, Nr. 2, S. 195–195, 1992, doi: 10.1002/prac.19923340224.
[21] A. L. Wani, A. Ara, und J. A. Usmani, „Lead toxicity: a review“, Interdiscip. Toxicol., Bd. 8, Nr. 2, S. 55–64, Juni 2015, doi: 10.1515/intox-2015-0009.
[22] D. Meißner, M. Klemm, und M. Zogbaum, „Problematik, Klinik und Beispiele der Spurenelementvergiftung - Blei“, S. 12.
[23] T. Arndt, „Problematik, Klinik und Beispiele der Spurenelementvergiftung - Quecksilber“, Toxichem Krimtech, Bd. 79, Jan. 2012.
[24] S. K. Karri, R. B. Saper, und S. N. Kales, „Lead Encephalopathy Due to Traditional Medicines“, Curr. Drug Saf., Bd. 3, Nr. 1, S. 54–59, Jan. 2008.
[25] I. Sá, M. Semedo, und M. E. Cunha, „Kidney cancer. Heavy metals as a risk factor“, Porto Biomed. J., Bd. 1, Nr. 1, S. 25–28, März 2016, doi: 10.1016/j.pbj.2016.03.006.
[26] B. P. Lanphear, S. Rauch, P. Auinger, R. W. Allen, und R. W. Hornung, „Low-level lead exposure and mortality in US adults: a population-based cohort study“, Lancet Public Health, Bd. 3, Nr. 4, S. e177–e184, Apr. 2018, doi: 10.1016/S2468-2667(18)30025-2.
[27] Y.-S. Hong, K.-H. Song, und J.-Y. Chung, „Health Effects of Chronic Arsenic Exposure“, J. Prev. Med. Pub. Health, Bd. 47, Nr. 5, S. 245–252, Sep. 2014, doi: 10.3961/jpmph.14.035.
[28] А. Romaniuk, M. Lyndin, V. Sikora, Y. Lyndina, S. Romaniuk, und K. Sikora, „Heavy metals effect on breast cancer progression“, J. Occup. Med. Toxicol. Lond. Engl., Bd. 12, Nov. 2017, doi: 10.1186/s12995-017-0178-1.
[29] G. López-Abente, J. Locutura-Rupérez, P. Fernández-Navarro, I. Martín-Méndez, A. Bel-Lan, und O. Núñez, „Compositional analysis of topsoil metals and its associations with cancer mortality using spatial misaligned data“, Environ. Geochem. Health, Bd. 40, Nr. 1, S. 283–294, Feb. 2018, doi: 10.1007/s10653-016-9904-3.
[30] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, „Blei, Quecksilber und Arsen in Ayurveda-Produkten“, Aug. 27, 2008. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/33483/Blei-Quecksilber-und-Arsen-in-Ayurveda-Produkten (zugegriffen Aug. 20, 2018).
[31] T. Arndt, „Problematik, Klinik und Beispiele der Spurenelementvergiftung - Cadmium“, Toxichem Krimtech, Bd. 79(3), Jan. 2012.
[32] D. Ballwieser, „Ein rätselhafter Patient: Löffelweise Gift“, Spiegel Online, Mai 24, 2014.
[33] D. Meißner, „Problematik, Klinik und Beispiele der Spurenelementvergiftung – Eine Einführung“, Toxichem Krimtech, Bd. 78, Nr. 3, S. 447, 2011.
[34] H. Frumkin u. a., „Diagnostic chelation challenge with DMSA: a biomarker of long-term mercury exposure?“, Environ. Health Perspect., Bd. 109, Nr. 2, S. 167–171, Feb. 2001.
[35] American College of Medical Toxicology, „American College of Medical Toxicology Position Statement on Post-Chelator Challenge Urinary Metal Testing“, J. Med. Toxicol., Bd. 6, Nr. 1, S. 74–75, März 2010, doi: 10.1007/s13181-010-0039-0.
[36] A.-M. Ruha, S. C. Curry, R. D. Gerkin, K. L. Caldwell, J. D. Osterloh, und P. M. Wax, „Urine Mercury Excretion Following meso-Dimercaptosuccinic Acid Challenge in Fish Eaters“, Arch. Pathol. Lab. Med., Bd. 133, Nr. 1, S. 87–92, Jan. 2009, doi: 10.1043/1543-2165-133.1.87.
[37] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen, „Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK, 4. Auflage. Version 1. 2016“, doi: DOI: 10.6101/AZQ/000323.
[38] Deutsche Gesellschaft für Gefaesschirurgie, „Durchblutungsstörungen der Beine“. http://www.gefaesschirurgie.de/patienten/durchblutungsstoerungen.html (zugegriffen Aug. 20, 2018).
[39] G. A. Lamas u. a., „Effect of Disodium EDTA Chelation Regimen on Cardiovascular Events in Patients With Previous Myocardial Infarction: The TACT Randomized Trial“, JAMA, Bd. 309, Nr. 12, S. 1241, März 2013, doi: 10.1001/jama.2013.2107.
[40] S. E. Nissen, „Concerns About Reliability in the Trial to Assess Chelation Therapy (TACT)“, JAMA, Bd. 309, Nr. 12, S. 1293, März 2013, doi: 10.1001/jama.2013.2778.
[41] „Arsen in Reis - Vorsicht bei Säuglingen und Kleinkindern“, Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/arsen-in-reis-vorsicht-bei-saeuglingen-und-kleinkindern-12119 (zugegriffen Aug. 20, 2018).
[42] Kaspar, H., Ernährungsmedizin & Diätetik, 12. Aufl. Urban & Fischer, 2014.