Hämoglobin ist ein Baustein der roten Blutkörperchen, der ihnen ihre rote Farbe verleiht und dabei hilft Sauerstoff durch den ganzen Körper zu transportieren. Der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) ist ein wichtiger Laborwert, der auf gesundheitliche Probleme wie eine Anämie (Blutarmut) hindeuten kann.
Hämoglobin-Werte auf einen Blick
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Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin (Hb) transportiert Sauerstoff durch den Körper. Der Hb-Wert misst seine Konzentration im Blut.
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Ein niedriger Hämoglobinwert führt zu Müdigkeit, Blässe und Kurzatmigkeit. Die häufigste Ursache ist Eisenmangel, aber auch ein Vitamin-B12-Mangel und bestimmte Erkrankungen sind möglich.
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Ein zu hoher Hb-Wert kann auf verschiedene Krankheiten hinweisen und auf Dauer das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. Mögliche Ursachen sind Rauchen, Flüssigkeitsmangel und Schlafapnoe.
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Wenn Sie abweichende Werte und anhaltende Symptome haben, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich.
Was ist Hämoglobin?
Das Protein Hämoglobin - oft mit Hb abgekürzt - ist ein wichtiger Baustein der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es verleiht den Blutkörperchen ihre rote Farbe. Deswegen wird Hämoglobin oft als roter Blutfarbstoff bezeichnet.
Die wichtigste Aufgabe des Hämoglobins ist der Sauerstofftransport. In der Lunge bindet Hämoglobin Sauerstoff aus der Atemluft. Es trägt den Sauerstoff mit dem Blut durch den ganzen Körper ung gibt ihn dort, wo er benötigt wird, wieder frei. So verteilt sich der Sauerstoff und versorgt Organe, Muskulatur und so weiter mit Energie [1].
Gut zu wissen: Eine Form des Hämoglobins ist das HbA1c – Hämoglobin, das mit Glukose verzuckert ist. Der HbA1c-Wert im Blut, auch Langzeitblutzucker genannt, wird verwendet, um Diabetes mellitus frühzeitig zu erkennen und den Blutzucker bei Diabetiker*innen regelmäßig zu kontrollieren.

Was sagt der Hämoglobin-Wert aus?
Der Hämoglobin-Wert ist Teil des großen und kleinen Blutbilds. Ärzt*innen erheben ihn regelmäßig bei Routineuntersuchungen oder wenn ein Verdacht auf bestimmte Erkrankungen besteht.
Wenn der Hb-Wert vom Referenzbereich abweicht, sind in der Regel weitere Untersuchungen und Tests nötig. Denn hinter zu niedrigen und zu hohen Hämoglobin-Konzentrationen können jeweils viele verschiedene Ursachen stecken.
Referenzwerte für den Hb-Wert
Der Hämoglobin-Wert wird im deutschsprachigen Raum meistens in Gramm pro Deziliter (g/dL) angegeben, manchmal auch in Millimol pro Liter (mmol/L).
Die genauen Referenzbereiche für Hämoglobin im Blut unterscheiden sich je nach Geschlecht und Alter und können von Labor zu Labor leicht voneinander abweichen. In der Schwangerschaft steigt das Volumen des Bluts im Körper - deswegen ist es normal, dass der Hämoglobin-Wert etwas sinkt. Er sollte aber auch bei Schwangeren einen bestimmten Referenzbereich nicht unterschreiten.
In dieser Tabelle finden Sie die typischen Referenzwerte für den Hb-Wert [2]:
Normaler Hb-Wert (in g/dL) |
Normaler Hb-Wert (in mmol/L) |
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Männer |
13,5 - 17,5 g/dL |
8,4 - 10,9 mmol/L |
Frauen |
12,0 - 16,0 g/dL |
7,4 - 9,9 mmol/L |
Schwangere |
> 10,5 g/dL |
> 6,5 mmol/L |
Was niedrige Hämoglobin-Werte bedeuten
Einen niedrigen Hb-Wert im Blut bezeichnet man auch als Blutarmut (Anämie). Wenn zu wenig Hämoglobin im Blut ist, kann der Sauerstoff nicht mehr so effizient durch den Körper transportiert werden.
Ursachen für niedrige Hb-Werte
Die häufigste Ursache für eine Blutarmut ist ein Eisenmangel. Das Hämoglobin ist stark eisenhaltig - wenn der Körper zu wenig von dem Spurenelement bekommt, kann auch weniger Hämoglobin gebildet werden. Auch ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kann zu Blutarmut führen. Der Körper braucht diese beiden Nährstoffe ebenfalls, um die roten Blutkörperchen zu bilden [3].
Weitere mögliche Ursachen für einen niedrigen Hb-Wert [4]:
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Blutverlust nach Operationen oder Verletzungen
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Wiederholte starke Regelblutungen
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Angeborene Blutbildungs-Störungen wie Sichelzellanämie oder Thalassämie
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Chronische Krankheiten der Leber oder Niere
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Chronisch-entzündliche Erkrankungen (z.B. Rheuma, Morbus Crohn)
Symptome: Woran erkenne ich einen niedrigen Hb-Wert?
Wenn Sie typische Symptome einer Anämie zeigen, lohnt es sich, Ihren Hämoglobin-Wert überprüfen zu lassen.
Das sind mögliche Symptome:
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Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung
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Blasse Haut und Schleimhäute
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Kurzatmigkeit, besonders bei Belastung
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Schwindel und Kopfschmerzen
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Konzentrationsstörungen
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Herzklopfen oder erhöhter Puls
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Brüchige Nägel und Haarausfall
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Kalte Hände und Füße
Was tun, wenn der Hb-Wert zu niedrig ist?
Zu niedrige Hb-Werte sollten Sie immer mit Ihren behandelnden Ärzt*innen besprechen, da dahinter auch ernsthafte Erkrankungen stecken können. Je nach Ihren Beschwerden oder Lebensumständen kommen weitere Tests und Untersuchungen in Frage, um die genaue Ursache zu finden.
Zusätzlich ist es sinnvoll, Ihre Versorgung mit Nährstoffen wie Eisen und Vitamin B12 zu überprüfen. Beide Nährstoffe lassen sich im Blut bestimmen - Eisen über den Ferritinwert, Vitamin B12 über den Holotranscobalamin-Wert. Entsprechende Bluttests können Sie bei Ihren Ärzt*innen anfragen oder sich Probenahme-Testkits für zuhause bestellen.
Wenn Sie einen Nährstoffmangel festgestellt haben, helfen Ernährungsumstellung oder Nahrungsergänzungsmittel dabei, Ihre Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wieder in den grünen Bereich zu bringen. Kombinieren Sie beispielsweise eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch, Linsen und Kürbiskerne mit Vitamin-C-Quellen wie Paprika oder Orangensaft, um die Aufnahme von Eisen in den Körper zu verbessern. Weitere konkrete Tipps dazu finden Sie in unseren Gesundheitsportal-Artikeln zu Eisen in Lebensmitteln und Vitamin B12 in Lebensmitteln.
Was hohe Hämoglobin-Werte bedeuten
Ein zu hoher Hb-Wert ist ein Hinweis darauf, dass sich zu viele rote Blutkörperchen im Blut befinden. Fachleute sprechen dann von einer Polyglobulie. Die kann wiederum ein Anzeichen für eine Reihe von Krankheiten sein.
Zu hohe Hämoglobin-Werte stellen vermutlich auch an sich einen Risikofaktor dar. Studien deuten darauf hin, dass Menschen mit erhöhten Werten auf Dauer ein gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall haben [5].
Ursachen für erhöhte Hb-Werte
Hinter erhöhten Hämoglobin-Werten im Blut können viele verschiedene Ursachen stecken. In der Regel ist es so: Wenn Ihrem Körper Sauerstoff fehlt, versucht er das auszugleichen, indem er mehr Hämoglobin produziert. Das passiert zum Beispiel, wenn Sie auf großer Höhenlage in den Bergen leben, wo die Luft dünner ist. Auch Rauchen beeinflusst den Hb-Wert - es verlangsamt den Blutfluss, wodurch der Sauerstoff die Organe und Muskeln schlechter erreicht [6].
Weitere mögliche Ursachen für zu hohe Hb-Werte:
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Dehydrierung (Flüssigkeitsmangel)
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Chronischer Sauerstoffmangel, zum Beispiel bei Herzkrankheiten oder bei Lungenkrankheiten wie COPD
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Erkrankungen des Knochenmarks, wie Polycythaemia vera, die dazu führen, dass das Knochenmark vermehrt rote Blutkörperchen produziert
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Doping oder bestimmten Medikamenten, die zum Beispiel gegen Nierenerkrankungen eingenommen werden
Quellen
[1] M. H. Ahmed, M. S. Ghatge, und M. K. Safo, "Hemoglobin: Structure, Function and Allostery", Subcell Biochem, Bd. 94, S. 345-382, 2020, doi: 10.1007/978-3-030-41769-7_14.
[2] "Hämoglobin (HB)", Gesundheitsportal. Zugegriffen: 16. Juli 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/blutbild/haemoglobin.html
[3] Thomas, Lothar (Hrsg.), "Labor und Diagnose". Zugegriffen: 16. Juli 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://labor-und-diagnose.de/index.html
[4] "KBV - Anämie". Zugegriffen: 16. Juli 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.kbv.de/praxis/patientenversorgung/labordiagnostik/anaemie
[5] M. Hultcrantz u. a., "Hemoglobin concentration and risk of arterial and venous thrombosis in 1.5 million Swedish and Danish blood donors", Thrombosis Research, Bd. 186, S. 86-92, Feb. 2020, doi: 10.1016/j.thromres.2019.12.011.
[6] "Hemoglobin Test: MedlinePlus Medical Test". Zugegriffen: 16. Juli 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://medlineplus.gov/lab-tests/hemoglobin-test/