Ist es möglich, Omega-3-Präparate zu hoch zu dosieren und Nebenwirkungen auszulösen? Theoretisch ja! Wie bei vielen anderen Nährstoffen können Menschen auch von Omega-3 zu viel zu sich nehmen, wodurch es zu einer Überdosierung kommt. Das ist in der Regel aber nur möglich, wenn Sie sehr viel von einem hochdosierten Präparat einnehmen. Direkte Nebenwirkungen von Omega-3 sind ebenfalls eher selten – es kann aber vorkommen, dass Fischöl beispielsweise Durchfall oder Sodbrennen auslöst.
Warum Omega-3 nehmen?
Manchmal nehmen Menschen ein geringes Risiko von Nebenwirkungen in Kauf, um einen positiven Effekt zu erzielen. Das ist auch bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3 oft der Fall.
Die Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) gehören zu den beliebtesten Inhaltsstoffen von Nahrungsergänzungsmitteln. Das liegt daran, dass wir in der westlichen Welt immer weniger fetten Seefisch essen – und der ist die Hauptquelle für DHA und EPA. Die Folge: Das Fettsäureverhältnis im Körper verschiebt sich in Richtung Omega-6, was unter anderem zu mehr Entzündungen im Körper führen kann.
Das Verhältnis zugunsten von Omega-3-Fettsäuren zu verschieben, könnte sich wiederum positiv auf die Blutgefäße auswirken und Entzündungen lindern. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Omega-3 dabei helfen könnte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatoider Arthritis und anderen Krankheiten vorzubeugen und entzündliche Hautveränderungen zu lindern [1], [2], [3].
Wie viel Omega-3- soll ich maximal zu mir nehmen?
Ernährungsfachgesellschaften diskutieren seit Jahren über mögliche Obergrenzen für Omega-3. Mit solchen Werten für sichere Höchstmengen geben diese Fachgesellschaften Mengen vor, in denen eine Überdosierung sehr unwahrscheinlich ist.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Jahr 2012 die Studienlage analysiert. Bis zu 5.000 mg Omega-3-Fettsäuren am Tag sind laut der EFSA-Veröffentlichung unbedenklich [4]. Auch andere Studienanalysen kamen in den letzten Jahren auf Obergrenzen von 3.000 bis 5.000 mg. Es gibt aber auch konservativere Einschätzungen: Das Bundesinstitut für Risikoforschung rät beispielsweise in seiner Stellungnahme von 2009, täglich insgesamt nicht mehr als 1.500 mg Omega-3 zu sich nehmen, davon maximal 1.000 mg über Nahrungsergänzungsmittel [7]. Wenn Sie unterhalb dieser Werte bleiben, sollten Omega-3-Präparate keine Überdosierung verursachen .
Die meisten gängigen Omega-3-Präparate haben Tagesdosen von bis zu 500 mg, die damit weit unter den 5.000 mg beziehungsweise 1.500 mg DHA und EPA liegen. Solche Präparate sollten also sicher sein, solange Sie keine entsprechenden Vorerkrankungen wie Herzleiden, Allergien oder Unverträglichkeiten haben.
Wussten Sie das? Omega-3-Fettsäuren werden oft als Teil einer entzündungshemmenden Ernährung empfohlen.
Nebenwirkungen von Omega-3-Präparaten
Nebenwirkungen von Omega-3 fallen meist mild aus. Sie kommen außerdem oft nicht direkt von den Omega-3-Säuren, sondern von dem Fisch- oder Algenöl, in dem die Fette enthalten sind. Die häufigste Nebenwirkung bei Fischölen ist Durchfall. Leinöl, eine gängige pflanzliche Alternative, kann abführend wirken und zu vermehrten Stuhlgang führen.
Achten Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3 also besonders darauf, dass die Qualität hoch ist und die Präparate noch haltbar sind.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören [1]:
- Fischiger Nachgeschmack und Mundgeruch
- Sodbrennen
- Übelkeit und Durchfall
- Kopfschmerzen
Ein Grund für solche Nebenwirkungen kann in manchen Fällen eine Lebensmittelallergie gegenüber Fisch sein.
Mehr zu den Aufgaben und Auswirkungen der ungesättigten Fettsäuren lesen Sie in unseren Artikeln über Omega-3 und Omega-6. In unserem Gesundheitsportal finden Sie außerdem mehr Informationen über Omega-3 in Lebensmitteln.
Überdosierung und Langzeitwirkung von Omega-3
Eine Überdosierung mit Omega-3 ist selten – Sie müssen dazu große Mengen eines hochdosierten Präparats auf einmal einnehmen. Wenn die Überdosierung vorkommt, kann es aber zu unangenehmen und teilweise gefährlichen Symptomen kommen. Extrem hohe Dosen können möglicherweise zu Magenkrämpfen, Durchfall und Blutungen führen.
Außerdem treten möglicherweise einige Langzeitwirkungen auf, die von der Dosis der Omega-3-Präparate abhängen. Dem Bundesinstitut für Risikoforschung zufolge gibt es Hinweise aus der Forschung, dass hochdosierte Omega-3-Fettsäuren (mehr als 5.000 mg pro Tag) die Blutungsneigung steigern und die Immunabwehr bei älteren Menschen schwächen könnten. Außerdem scheinen Omega-3-Präparate den Blutwert von Triglyceriden zu senken, dafür aber das "schlechte" LDL-Cholesterinwert zu erhöhen [8].
Einige Langzeitstudien legen nahe, dass hohe Dosen Omega-3-Präparate das Risiko von Prostatakrebs erhöhen könnten. Auf der anderen Seite zeigten Untersuchungen, in denen Männer viel Fisch und Meeresfrüchte aßen, in diesem Fall kein erhöhtes Risiko an. Es könnte also sein, dass andere Lebensstil-Faktoren hier eine größere Rolle gespielt haben [1].
In weiteren Langzeitstudien zeigte sich außerdem, dass die Einnahme von hochdosiertem Omega-3 mit einem gesteigerten Risiko von Vorhofflimmern korrelierte. Das galt vor allem für Menschen, die bereits ein hohes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen hatten oder deren Blutfette – wie zum Beispiel Cholesterinwerte – erhöht waren. In diesen Studien war das Risiko dosisabhäng, es stieg also umso höher an, je höher die Omega-3-Einnahme war, ab einer Dosis von 1.000 mg pro Tag. Auf der anderen Seite gibt es Studien, in denen niedriger dosierte Omega-3-Präparate das Risiko eines Vorhofflimmerns sogar senkten [5].
Ähnliches gilt für Schlaganfall: Es gibt vereinzelte Studien, in denen hochdosiertes Omega-3 oder hoher Fischkonsum das Risiko langfristig erhöhte. In anderen Untersuchungen hatten Omega-3-Fettsäuren keinen Einfluss auf die Schlaganfall-Häufigkeit – zuletzt 2016 in einer Analyse aus Schweden mit mehr als 3.500 Proband*innen [6].
Fazit: Das Risiko einer Überdosierung durch eine Omega-3-Einnahme ist sehr gering, wenn Sie sich an die empfohlene Dosierung der Hersteller halten. Wenn Sie bestehende Herz- oder Gefäßprobleme oder erhöhte Cholesterinwerte haben, sprechen Sie am besten mit Ihren Ärzt*innen, bevor Sie hochdosiertes Omega-3 einnehmen.
Quellen
[1] „Omega-3 Supplements: In Depth“, NCCIH. Zugegriffen: 16. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.nccih.nih.gov/health/omega3-supplements-in-depth
[2] J. K. Kiecolt-Glaser, M. A. Belury, R. Andridge, W. B. Malarkey, B. S. Hwang, und R. Glaser, „Omega-3 supplementation lowers inflammation in healthy middle-aged and older adults: a randomized controlled trial“, Brain Behav Immun, Bd. 26, Nr. 6, S. 988–995, Aug. 2012, doi: 10.1016/j.bbi.2012.05.011.
[3] A. S. Abdelhamid u.a., „Omega-3 fatty acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular disease“, Cochrane Database Syst Rev, Bd. 3, Nr. 3, S. CD003177, Feb. 2020, doi: 10.1002/14651858.CD003177.pub5.
[4] „EFSA bewertet Sicherheit langkettiger Omega-3-Fettsäuren | EFSA“. Zugegriffen: 16. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120727
[5] I. Djuricic und P. C. Calder, „Pros and Cons of Long-Chain Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Cardiovascular Health“, Annu Rev Pharmacol Toxicol, Bd. 63, S. 383–406, Jan. 2023, doi: 10.1146/annurev-pharmtox-051921-090208.
[6] M. Wennberg u.a., „Fish consumption and risk of stroke: a second prospective case-control study from northern Sweden“, Nutr J, Bd. 15, Nr. 1, S. 98, Nov. 2016, doi: 10.1186/s12937-016-0216-3.
[7] „Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fettsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen - Stellungnahme Nr. 030/2009 des BfR vom 26. Mai 2009“.
[8] Bundesinstitut Für Risikobewertung, „Präparate mit Omega-3-Fettsäuren können bei Herzpatienten das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen“, . November, 2023.