Rheumatische Erkrankungen erschweren vielen Menschen den Alltag mit Gelenkschmerzen – ein Heilmittel ist bis heute nicht in Sicht. Doch die Kombination aus gesunder Ernährung und körperliche Aktivität kann die Schmerzen lindern.
Rund 30 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen ab 55 Jahren leiden an Gelenkschmerzen, auch Arthralgien genannt [1]. Rheumatische Erkrankungen wie Arthritis, Arthrose oder auch Gicht verursachen häufig diese Schmerzen. Die Gelenke in den Knien, Hüftgelenken, Schultern, Fingern und Zehen entzünden sich dabei: Sie schwellen an, röten sich und schmerzen bei der kleinsten Bewegung.
Bei einer Arthritis greift das Immunsystem unerklärlicherweise die Gelenke an, eine Arthrose bedeutet die Rückbildung von Gelenkknorpel und eine Gicht ist meistens die Folge einer Nierenstörung. Erkrankungen wie Fibromyalgie hingegen haben keine erkennbaren Ursachen. Ein Heilmittel gegen diese Erkrankungen gibt es nicht. Doch ein gesunder Lebensstil kann dabei helfen, die Schmerzen im Alltag deutlich zu reduzieren.
Lesen Sie in diesem Artikel mehr über Arthritis, Arthrose, Gicht und Fibromyalgie. Außerdem: was das Risiko rheumatischer Erkrankungen erhöht und wie Sie die Schmerzen mithilfe der richtigen Ernährung und sportlichen Aktivität lindern können.
Ursachen von Gelenkschmerzen
Die gängigste Ursache von Gelenkschmerzen sind rheumatische Erkrankungen. Medienberichten zufolge leiden in Österreich rund zwei Millionen Menschen an Rheuma – das ist fast ein Viertel der Bevölkerung [2].
Was ist Rheuma?
Der Begriff Rheuma beziehungsweise rheumatischen Erkrankungen fasst Krankheiten zusammen, die den Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen, Faszien) und den Stützapparat (Bänder, Bandscheiben, Gelenke, Knochen, Knorpel) betreffen. Je nachdem welcher Bereich betroffen ist, treten Schmerzen auf – typisch sind etwa Gelenkschmerzen. Außerdem schränken rheumatische Erkrankungen den betroffenen Bereich in seiner Bewegung ein. Folgende rheumatische Erkrankungen treten besonders häufig auf [3]:
- Rheumatoide Arthritis
- Arthrose (Osteoarthritis)
- Gicht
- Fibromyalgie
Gut zu wissen: Rheumatische Erkrankungen betreffen meistens die Gelenke, also die Verbindungen zweier Knochen. Knorpel und eine Schmiere überziehen die Gelenke, damit sie gleitfähiger sind und bei Bewegung nicht absplittern. Der Knorpel und die Schmiere können sich nicht erneuern [4].
Welche Symptome kennzeichnen Rheuma?
Vor allem zeichnen sich rheumatische Erkrankungen durch Schmerzen und Schwellungen in einem oder mehreren Gelenken aus. Betroffene beschreiben diesen Schmerz als fließend und reißend. Besonders morgens empfinden die meisten den Schmerz am unangenehmsten. Morgens fühlen sich die Gelenke häufig auch bis zu einer Stunde lang steif an, man spricht auch von Morgensteifigkeit.
Weitere Symptome sind [5–7]:
- Betroffene Gelenke reagieren sehr empfindlich auf Berührungen.
- Die Schmerzen verbessern sich nach körperlicher Betätigung.
- Die Schmerzen verbessern sich durch Wärme.
- Die Schmerzen können bei Wetterumschwüngen stärker werden.
Tipp: Viele Rheuma-Patienten verspüren körperliche Beschwerden, wenn das Wetter umschlägt. Lesen Sie hier, worum es sich bei der Wetterfühligkeit handelt und welche Tipps helfen können.
Was ist Osteoporose?
Leiden die Knochen unter rheumatischen Erkrankungen, kann das Risiko einer Osteoporose steigen. Dabei nimmt die Knochendichte ab, wodurch das Sturzrisiko und die Gefahr von Knochenbrüchen steigt. Menschen mit Rheuma sollten zusätzlich zur Therapie ihrer Erkrankung auch auf ausreichend Vitamin D und Calcium achten. So verhindern Sie, dass Ihre Knochen sich abbauen [8].
Welche Ursachen führen zu Rheuma?
Die verschiedenen Formen von rheumatischen Erkrankungen haben unterschiedliche Ursachen: Die rheumatoide Arthritis ist die Folge einer Autoimmunreaktion: Das Immunsystem bildet vermehrt Abwehrzellen, die die Gelenke angreifen. Wieso das Immunsystem sich gegen den Körper wendet, ist noch ungeklärt. Erkrankungen von bestimmten Organen wie eine Nierenstörung können Gicht verursachen. Auch chronischer Stress und Traumata erhöhen möglicherweise das Risiko von rheumatischen Erkrankungen. Mit zunehmendem Gewicht kann das Arthrose-Risiko steigen [9].
Wussten Sie schon, dass Bakterien wie Staphylokokken und Meningokokken sowie Masern-Viren rheumatische Erkrankungen verursachen können [3]?
Gelenkschmerzen durch Rauchen?
In einer Studie des Journals Arthritis Research and Therapy kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass Rauchen das Rheuma-Risiko verdoppeln kann – besonders bei Menschen, die ungefähr 20 Jahre lang eine Schachtel täglich geraucht haben [10]. Forscher vermuten, dass die Inhaltsstoffe von Zigaretten das Immunsystem anregen, große Mengen von Immunzellen zu bilden und die Gelenke anzugreifen [11].
Arthritis – Gelenkschmerzen durchs Immunsystem
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste aller rheumatischer Erkrankungen. Sie betrifft vor allem Frauen und ältere Menschen und verursacht Gelenkschmerzen [12].
Was ist Arthritis?
Liegt eine rheumatoide Arthritis vor, ist eine große Anzahl an Zytokinen aktiv – Entzündungsboten, die dem Immunsystem mitteilen, wo es seine Abwehrzellen hinschicken soll. Die Immunzellen attackieren in diesem Fall die Gelenke: Die Gelenkschleimhaut beginnt zu wuchern, der Knorpel baut sich ab und das gesamte Gelenk schwillt an. Dadurch entstehen Schmerzen und das Gelenk verliert an Beweglichkeit. Bakterielle Infektionen können ebenfalls zu einer rheumatoiden Arthritis führen: Die Bakterien lösen Entzündungsreaktionen in den Gelenken aus [13,14].
Bei der Psoriasis-Arthritis handelt es sich um eine Sonderform – eine Autoimmunerkrankung, bei der sich zunächst die Haut (Schuppenflechte) und nach einiger Zeit die Gelenke entzünden.
Gut zu wissen: Unsere Darmflora spielt möglicherweise eine wichtige Rolle in der Entstehung von Arthritis. Eine Überbesiedlung mit Fadenbakterien oder Übergewicht sollen in unserem Darm Entzündungsvorgänge einleiten, die unseren Gelenken schaden [13].
Wie behandele ich rheumatoide Arthritis?
Der Fokus der Therapie liegt darauf, mit bestimmten Wirkstoffen die Entzündungen zu hemmen und so die Gelenkschmerzen zu lindern. Methotrexat (MTX) und Sulfasalazin wirken Studien zufolge am effektivsten: Sie drosseln das Immunsystem und somit die Entzündungsreaktionen. Die Einnahme von diesen Medikamenten kann jedoch Magen-Darm-Probleme verursachen oder auch einen Natrium- sowie Calciummangel begünstigen [12].
Ernährung bei rheumatoider Arthritis
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Ernährung einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten kann, die Entzündungsreaktionen bei rheumatoider Arthritis herunterzufahren – besonders die mediterrane Ernährung erweist sich als effektiv [13].
Was ist die mediterrane Diät?
Der Begriff „mediterrane Diät“ meint keine klassische Diät im Sinne einer Gewichtsreduktion, sondern eine langfristige Ernährungsweise. Sie beruht auf Ernährungsgewohnheiten der Länder rund um das Mittelmeer. Sie soll sich generell positiv auf die Gesundheit auswirken. Die Ernährungsweise basiert vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln. Fleisch und Eiern. Süßigkeiten und verarbeitete Lebensmittel hingegen werden nur selten verzehrt. Die mediterrane Ernährung konnte in zahlreichen Studien vor allem das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren [13,15].
Lebensmittel, die täglich bzw. wöchentlich verzehrt werden |
gesundheitsfördernde Inhaltstoffe |
Vollkorngetreide |
Ballaststoffe |
Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse |
Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und Mineralstoffe |
Oliven und Olivenöl (kaltgepresst) |
Ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien |
Käse und Joghurt |
Calcium |
Kaltwasserfische |
Omega-3-Fettsäuren, Jod |
Die mediterrane Ernährung kann aufgrund ihrer Vielfalt an Nährstoffen folgende Effekte bei rheumatoider Arthritis erzielen [13,16,17].:
- Ballastoffen dienen als gutes Futter für unsere Darmbakterien: Sie lassen die Bakterien entzündungshemmende Fettsäuren produzieren.
- Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide können die Anzahl von Entzündungsreaktionen verringern und die Gelenkschmerzen lindern.
- Omega-3-Fettsäuren hemmen Entzündungen. Omega-6-Fettsäuren aus rotem Fleisch und verarbeiteten Produkten hingegen fördern Entzündungen.
- Calcium stärkt die Knochen und kann das Risiko von Osteoporose reduzieren.
- Rheumatoide Arthritis tritt meistens mit einem Selenmangel auf. Nüsse und Fische enthalten Selen, welches als Antioxidans die Gelenke vor weiteren Schäden schützt.
Gut zu wissen: Eine salzarme Kost, maximal fünf Gramm pro Tag, kann ebenfalls die Entzündungsreaktionen bei rheumatoider Arthritis drosseln [16].
Abgesehen von der gesunden Ernährung raten Experten, Alkohol zu meiden, da er die Symptome verschlimmern kann. Um das Osteoporose-Risiko gering zu halten, sollte eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung gewährleistet werden. Da Übergewicht die Gelenke zusätzlich belastet und Entzündungsreaktionen in Gang setzt, sollten Betroffene ein gesundes Körpergewicht erzielen [13,16,17].
Arthrose – Gelenkschmerzen durch Knorpelabbau
Arthrose zählt zu den weltweit häufigsten Gelenkerkrankungen. Mit zunehmendem Alter und Körpergewicht kann das Arthrose-Risiko steigen – aber auch durch Gelenkverletzungen. Ärzte können mithilfe von Röntgenverfahren feststellen, ob eine Arthrose vorliegt [1].
Was ist Arthrose?
Im Gegensatz zur Arthritis ist die Arthrose keine Autoimmunerkrankung, sondern eine degenerative Erkrankung, also eine Verschleiß-Erkrankung: Der Gelenkknorpel bildet sich mit der Zeit zurück und die Gelenke schwellen an. Die Gelenke können sich nicht mehr vernünftig bewegen und verlieren stark an Elastizität.
Neben dem Alter, Übergewicht und Gelenkverletzungen spielt wohl die genetische Veranlagung eine Rolle. In Österreich leiden rund 12 Prozent der Bevölkerung an Arthrose [33].
Wussten Sie schon, dass auch Antibiotika das Risiko erhöhen können, an Arthrose zu erkranken [1]?
Welche Symptome treten bei Arthrose auf?
Wird mit der Zeit sehr viel Knorpel abgebaut, treffen die Gelenke irgendwann direkt aufeinander: Sie splittern auf, entzünden sich und schwellen an. Allerdings klagt nur die Hälfte der Betroffenen über Gelenkschmerzen. Die Schmerzen treten beim Anfang einer Bewegung auf und sind vor allem morgens und abends stark. Wenn eine Depression vorliegt, kann sie die Schmerzen verschlimmern. Mit zunehmendem Krankheitsverlauf können die Gelenke sich verformen und ihre Bewegungsfähigkeit verlieren [1].
Wie erkenne ich eine Entzündung am Gelenk?
Sie können eine Entzündung immer an fünf Hauptsymptomen, den fünf Kardinalsymptomen einer Entzündung, erkennen [18]:
- Schwellung
- Rötung
- Schmerzen
- Überwärmung
- Eingeschränkte Funktion
Was hilft bei Arthrose?
Der Gelenkknorpel kann sich nicht erneuern. Daher nehmen die Gelenkschmerzen mit der Zeit zu. Mithilfe von Medikamenten und Bewegungstherapien versuchen Therapeuten, den Schmerz zu behandeln und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten [1].
Interleukin-1-Antagonisten und Diacerein sind Medikamente, die bei Arthrose die Entzündungsvorgänge hemmen – allerdings zeigen sie nicht immer Wirkung. Um die Schmerzen zu lindern, werden meistens Schmerzmittel verschrieben. Dass Nahrungsergänzungsmittel eine wirksame Therapieoption darstellen, haben klinische Studien bis jetzt nicht bestätigt. So trat bei der Einnahme von Vitamin C, Vitamin D, Glucosamin sowie Ingwer- und Avocado-Extrakten keine Besserung ein [19]. Lediglich Kurkuma-Präparate, die den sekundären Pflanzenstoff Curcumin enthielten, konnten aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung die Schmerztherapie unterstützen [20].
Studien zufolge helfen können Sie die Symptome mildern, wenn Sie sich sportlich betätigen und bei Übergewicht abnehmen. Es eignen sich Sportarten, die die Gelenke nicht allzu sehr belasten, wie [19,21]:
- Laufen
- Fahrradfahren
- Schwimmen
- Aquagymnastik
- Stretching
Tipp: Mit Heißkompressen können Sie die Gelenksteifigkeit verbessern, während Sie mit Kaltkompressen die Gelenkschmerzen lindern können.
Tipp: Lesen Sie in diesem Artikel, welche Diät zum Abnehmen wirklich hilft und welche Rolle unsere Hormone dabei spielen.
Wie sollte ich mich bei Arthrose richtig ernähren?
Eine antientzündliche Ernährung erweist sich als Möglichkeit, die Entzündungsvorgänge im Körper zu reduzieren. So können Omega-3-Fettsäuren aus Hering, Makrele, Walnüssen, Oliven- und Leinöl Entzündungen hemmen. Mit einem Esslöffel kaltgepresstem Leinöl am Tag können Sie Ihren Bedarf an Omega-3-Fettsäuren decken. Die Omega-6-Fettsäuren sind die Gegenspieler: Sie bilden im Körper sogenannte Eicosanoide, die entzündungsfördernd wirken. Daher sollten Sie Lebensmittel wie rotes Fleisch, Sonnenblumen-, Maiskeim- und Kokosöl reduzieren [22].
Tipp: Wie gut Ihre Omega-3-Versorgung ist und wie es um das Verhältnis der Fettsäuren Omega 3 und Omega 6 in Ihrem Körper steht, können Sie mithilfe eines Omega-3-Tests ermitteln.
Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide aus Obst und Gemüse weisen ebenfalls entzündungshemmende Wirkungen auf: So sollen sie die Schmerzen bei einer Kniearthrose mildern können [19].
Arthrose und Cholesterin
Omega-3-Fettsäuren helfen zusätzlich dabei, den Cholesterinspiegel zu senken. Erhöhte Cholesterinwerte stehen Studien zufolge in Verbindung mit Entzündungsvorgängen bei Arthrose. Zusätzlich zu einer Omega-3-reichen Ernährung sollten Sie gesättigte Fettsäuren aus Fertiglebensmitteln, Frittiertem, rotem Fleisch und Süßigkeiten meiden, da sie die Bildung von ungesundem LDL-Cholesterin begünstigen. Zusätzlich kann Sport den Abbau von Cholesterin unterstützen [22].
Knochen mit Nährstoffen schützen
Damit die Gelenke und Knochen keinen zusätzlichen Schaden nehmen, können Nährstoffe wie Vitamin K die Knochen stärken. Vitamin K kommt reichlich in Hülsenfrüchten und grünem Gemüse vor. Zusätzlich empfiehlt es sich, ausreichend Calcium, Vitamin C aus Zitrusfrüchten und Beeren sowie Vitamin E aus Ölen und Nüssen aufzunehmen. Vitamin C und Vitamin E wirken antioxidativ und schützen die Knochen und Gelenke vor weiteren Entzündungen durch aggressive Sauerstoffmoleküle (freie Radikale). Ob eine Vitamin-D-Supplementation bei Arthrose positive Effekte bringt, bleibt umstritten [22].
Gicht – Gelenkschmerzen durch Harnsäure
Im Mittelalter litt vor allem der Adel an Gicht. Daher war diese Erkrankung als Krankheit der Könige bekannt. Übergewicht, hoher Alkoholkonsum und viel Fleisch können eine Gicht-Erkrankung begünstigen – ein Lebensstil, den damals nur die höheren sozialen Schichten kannten. Heutzutage sind besonders Männer betroffen. Nur zwei bis sechs Prozent der Erkrankten sind Frauen [23].
Wie entsteht Gicht?
Im Normalfall scheidet der Körper Harnsäure über die Nieren und den Urin aus. Wenn eine Nierenfunktionsstörung, Schuppenflechte oder auch Übergewicht vorliegen, verbleibt Harnsäure im Blut: Der Harnsäure-Spiegel steigt an (Hyperurikämie). Die Harnsäure lagert sich daraufhin in den Gelenken ab, vorwiegend in den Finger- und Zehengelenken, und kristallisiert. Wenn die Harnsäure in den Nieren kristallisiert, entstehen Nierensteine [23].
Welche Symptome treten bei Gicht auf?
Die Gicht verläuft in Schüben: Es treten zunehmend Gelenkschmerzen auf, meistens am großen Zeh. Das Gelenkt rötet sich und schwillt an. Nach einiger Zeit nimmt die Schwellung wieder ab, bis ein erneuter Schub eintritt. Bleibt die Gicht unbehandelt, können sich die Gelenke verformen [23].
Tipp: Wenn ein Gelenk erneut anschwellt, lagern Sie am besten den betroffenen Bereich hoch und kühlen ihn, um den Druck von ihm zu nehmen.
Welche Therapie hilft bei Gicht?
Das Augenmerk der Therapie liegt darauf, den Harnsäure-Spiegel zu senken. Medikamente wie Urikostatika und Entwässerungsmittel verringern die Konzentration der Harnsäure im Blut. Doch langfristig müssen Menschen mit Gicht auf ihre Ernährung achten: Hier hilft eine purinarme Ernährung. Große Mengen Purin kommen in Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchten und Alkohol vor und werden im Körper in Harnsäure umgewandelt. Große Mengen Fett können die Harnsäure-Ausscheidung hemmen. Daher eignet sich eine vegetarische und fettarme Ernährung, um den Harnsäure-Spiegel zu senken [23].
Tipp: Um die Purin-Konzentration und die Harnsäurebildung zu reduzieren, sollten Sie Fleisch und Fisch lieber kochen. Zubereitungsmethoden wie Braten und Räuchern erhöhen die Purin-Konzentration [24].
Der Fruchtzucker Fructose kann in hohen Mengen den Harnsäurespiegel erhöhen. Deswegen sollten Sie, wenn Sie unter Gicht leiden, nicht mehr als zwei Portionen Obst am Tag essen.
Gut zu wissen: Der Verzehr von Kirschen oder Kirschsaft soll das Auftreten weiterer Gichtattacken reduzieren [25].
Weitere Maßnahmen [26,27]:
- Nehmen Sie bei Übergewicht ab. Allerdings sollten Sie mithilfe einer Ernährungsberatung einen langsamen Gewichtsverlust Ansonsten steigt der Harnsäurespiegel rapide an.
- Fasten kann ebenfalls die Harnsäurebildung anregen.
- Trinken Sie mindestens zwei Liter am Tag, um überschüssige Harnsäure über den Urin auszuscheiden.
- Eine Vitamin-C-reiche Ernährung aus zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse können bei der Harnsäuresenkung helfen.
Wussten Sie schon, dass das Koffein aus Kaffee den Harnsäure-Spiegel womöglich senkt [28]?
Fibromyalgie – Schmerzen ohne Ursache
Zwei bis vier Prozent der Weltbevölkerung hat mit unerklärlichen Schmerzen am gesamten Körper zu kämpfen: Das Fibromyalgiesyndrom, auch Weichteilrheuma genannt, stellt für die Medizin noch ein großes Rätsel dar [29,30].
Was ist Fibromyalgie?
Bei einer Fibromyalgie treten in verschiedenen Körperregionen aus nicht geklärten Gründen Schmerzen auf. Oft treten zum Beispiel Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Weitere Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Gelenksteifigkeit begleiten die Schmerzen. Mithilfe von einem Symptomtagebuch und einem speziellen Fragebogen kann eine mögliche Fibromyalgie festgestellt werden [30].
Man vermutet, dass Fibromyalgie ein Zusammenspiel von einem Mangel von bestimmten Hormonen wie Serotonin, Störungen im Immunsystem, psychischen Problemen und Umweltfaktoren ist [29].
Wie therapiert man Fibromyalgie?
Ärzte versuchen vorwiegend, die Schmerzen zu lindern und den Schlaf sowie die Beweglichkeit der Betroffenen zu verbessern. Sie verordnen zur Bekämpfung der Symptome Antidepressiva oder Schmerzmittel wie Tramadol. Nichtsteroidale-Antirheumatika und Opiate hingegen werden als negativ bei der Behandlung eingestuft [29,31].
Eine Verhaltenstherapie soll Betroffenen zudem dabei helfen, mit dem Schmerz im Alltag umgehen zu können. Neuesten Studienergebnissen zufolge können Entspannungstechniken wie Tai-Chi oder Sportarten wie Laufen oder Schwimmen zur Besserung der Schmerzen beitragen [29,30].
Da bei Fibromyalgie-Patienten ein Serotoninmangel vermutet wird, rät eine Studie zur einer fructosearmen Diät. Denn der Fruchtzucker Fructose kann womöglich die Bildung von Serotonin hemmen: Serotonin entsteht aus der Aminosäure Tryptophan, die wir über die Ernährung aufnehmen. Der Fruchtzucker kann Tryptophan daran hindern, in unser Nervensystem zu gelangen, wo Enzyme es in Serotonin umwandeln [31].
Tipp: Ob bei Ihnen möglicherweise eine Unterversorgung mit Serotonin vorliegt, können Sie mit einem Serotonin-Test für zuhause feststellen.
Forscher untersuchen auch gerade, ob Cannabinoide eine Therapiemöglichkeit darstellen können, um Schmerzen zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern. Es braucht aber noch weitere Forschung, um herauszufinden, wie wirksam sie im Fall der Fibromyalgie sind [32].
Auf einen Blick: Gelenkschmerzen
Was ist rheumatoide Arthritis?
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung – das Immunsystem greift die Gelenke an, die sich dadurch stark entzünden. Es kommt zu starken Schmerzen und zu Bewegungsproblemen in den betroffenen Bereichen. Rauchen kann das Risiko einer rheumatoiden Arthritis verdoppeln. Eine mediterrane Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und gesunden Ölen ist, kann die Entzündungen bekämpfen und somit die Beschwerden lindern.
Wie behandelt man Arthrose?
Bei einer Arthrose baut sich vermehrt der Gelenkknorpel ab, wodurch sich das Gelenk entzündet. Indem Sie Ihren täglichen Omega-3-Bedarf decken, Ihr Körpergewicht normalisieren, gute Cholesterinwerte erzielen, Omega-6-Fettsäuren in der Ernährung reduzieren und Bewegung in den Alltag einbauen, kann sich das Wohlbefinden bessern.
Wie ernähre ich mich bei Gicht?
Eine Ernährung arm an Purinen, hilft, die überschüssige Harnsäure im Körper zu reduzieren. Purine sind vor allem in Fisch und Fleisch enthalten, sie werden im Körper in Harnsäure umgewandelt. Große Mengen Fruktose und Alkohol können den Harnsäurespiegel ebenfalls erhöhen. Ausreichend Flüssigkeit, Koffein, Vitamin C und Kirschen können bei Gicht helfen. Außerdem sollte man keine starke Gewichtsreduktion anstreben und nicht fasten.
Was ist Fibromyalgie?
Das Fibromyalgie-Syndrom beschreibt das Auftreten von Schmerzen am Körper, Müdigkeit und Morgensteifigkeit ohne erkennbare Ursache. Mithilfe von Schmerzmitteln können Betroffene die Schmerzen lindern. Eine fructosearme Ernährung, Entspannungstechniken, Sport und eine Verhaltenstherapie stellen weitere mögliche Therapieoptionen dar.
Quellen
[1] M. Hucke, H. Leiss, und K. Machold, „Arthrose“, Wien. Klin. Wochenschr. Educ, Bd. 11, Nr. 1, S. 11–22, Dez. 2016, doi: 10.1007/s11812-016-0077-x.
[2] DER STANDARD, „Zwei Millionen Österreicher leiden an Rheuma“, DER STANDARD. https://www.derstandard.at/story/2000045759671/zwei-millionen-oesterreicher-leiden-an-rheuma (zugegriffen Sep. 17, 2020).
[3] W. Müller und H. Zeidler, Differentialdiagnose rheumatischer Erkrankungen. Springer-Verlag, 2013.
[4] I.-R. Chang und A. Martin, „Anatomy, Cartilage“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2019.
[5] „Pschyrembel Online | Rheumatismus“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Rheumatismus/K0JV1/doc/. [Zugegriffen: 27-Aug-2019].
[6] J. G. Hardin, „Rheumatic Pain“, in Clinical Methods: The History, Physical, and Laboratory Examinations, 3rd Aufl., H. K. Walker, W. D. Hall, und J. W. Hurst, Hrsg. Boston: Butterworths, 1990.
[7] „Rheumatoid arthritis - Symptoms“, nhs.uk, 03-Okt-2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.nhs.uk/conditions/rheumatoid-arthritis/symptoms/. [Zugegriffen: 03-Sep-2019].
[8] Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften, „S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose“, 2017.
[9] A. L. Hassett und D. J. Clauw, „The role of stress in rheumatic diseases“, Arthritis Res Ther, Bd. 12, Nr. 3, S. 123, 2010, doi: 10.1186/ar3024.
[10] D. Di Giuseppe, A. Discacciati, N. Orsini, und A. Wolk, „Cigarette smoking and risk of rheumatoid arthritis: a dose-response meta-analysis“, Arthritis Res Ther, Bd. 16, Nr. 2, S. R61, 2014, doi: 10.1186/ar4498.
[11] M. Harel-Meir, Y. Sherer, und Y. Shoenfeld, „Tobacco smoking and autoimmune rheumatic diseases“, Nature Reviews Rheumatology, Bd. 3, Nr. 12, S. 707–715, Dez. 2007, doi: 10.1038/ncprheum0655.
[12] Q. Guo, Y. Wang, D. Xu, J. Nossent, N. J. Pavlos, und J. Xu, „Rheumatoid arthritis: pathological mechanisms and modern pharmacologic therapies“, Bone Res, Bd. 6, Apr. 2018, doi: 10.1038/s41413-018-0016-9.
[13] H. Badsha, „Role of Diet in Influencing Rheumatoid Arthritis Disease Activity“, Open Rheumatol J, Bd. 12, S. 19–28, Feb. 2018, doi: 10.2174/1874312901812010019.
[14] K. D. Deane, „Learning About the Natural History of Rheumatoid Arthritis Development Through Prospective Study of Subjects at High Risk of Rheumatoid Arthritis–Related Autoimmunity“, Arthritis Rheum, Bd. 64, Nr. 6, S. 1708–1712, Juni 2012, doi: 10.1002/art.34445.
[15] D. F. Romagnolo und O. I. Selmin, „Mediterranean Diet and Prevention of Chronic Diseases“, Nutr Today, Bd. 52, Nr. 5, S. 208–222, Sep. 2017, doi: 10.1097/NT.0000000000000228.
[16] M. Skoczyńska und J. Świerkot, „The role of diet in rheumatoid arthritis“, Reumatologia, Bd. 56, Nr. 4, S. 259–267, 2018, doi: 10.5114/reum.2018.77979.
[17] S. Khanna, K. S. Jaiswal, und B. Gupta, „Managing Rheumatoid Arthritis with Dietary Interventions“, Front Nutr, Bd. 4, Nov. 2017, doi: 10.3389/fnut.2017.00052.
[18] R. P. Tracy, „The Five Cardinal Signs of Inflammation: Calor, Dolor, Rubor, Tumor … and Penuria (Apologies to Aulus Cornelius Celsus, De medicina, c. A.D. 25)“, J Gerontol A Biol Sci Med Sci, Bd. 61, Nr. 10, S. 1051–1052, Okt. 2006, doi: 10.1093/gerona/61.10.1051.
[19] R. Farid u. a., „Oral intake of purple passion fruit peel extract reduces pain and stiffness and improves physical function in adult patients with knee osteoarthritis“, Nutr Res, Bd. 30, Nr. 9, S. 601–606, Sep. 2010, doi: 10.1016/j.nutres.2010.08.010.
[20] C. Bachmann, „Curcuma bei Arthrose und rheumatoider Arthritis: Klinische Studien dokumentieren die Wirksamkeit von Gelbwurz-Extrakten“, SZG, Bd. 28, Nr. 6, S. 321–323, 2016, doi: 10.1159/000452613.
[21] D. J. Hunter und F. Eckstein, „Exercise and osteoarthritis“, J Anat, Bd. 214, Nr. 2, S. 197–207, Feb. 2009, doi: 10.1111/j.1469-7580.2008.01013.x.
[22] S. Thomas, H. Browne, A. Mobasheri, und M. P. Rayman, „What is the evidence for a role for diet and nutrition in osteoarthritis?“, Rheumatology (Oxford), Bd. 57, Nr. Suppl 4, S. iv61–iv74, Mai 2018, doi: 10.1093/rheumatology/key011.
[23] U. Kiltz u. a., „S2-Leitlinie Gichtarthritis der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie“, S. 108.
[24] „Wohlstandskrankheit Gicht - UGB-Gesundheitsberatung“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/gicht-ernaehrung/. [Zugegriffen: 04-Sep-2019].
[25] Y. Zhang, T. Neogi, C. Chen, C. Chaisson, D. Hunter, und H. K. Choi, „Cherry Consumption and the Risk of Recurrent Gout Attacks“, Arthritis Rheum, Bd. 64, Nr. 12, S. 4004–4011, Dez. 2012, doi: 10.1002/art.34677.
[26] B. Nickolai und C. Kiss, „[Nutritional therapy of gout]“, Ther Umsch, Bd. 73, Nr. 3, S. 153–158, 2016, doi: 10.1024/0040-5930/a000772.
[27] H. Kasper, Ernährungsmedizin und Diätetik, 12. Aufl. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2014.
[28] H. K. Choi und G. Curhan, „Coffee, tea, and caffeine consumption and serum uric acid level: the third national health and nutrition examination survey“, Arthritis Rheum., Bd. 57, Nr. 5, S. 816–821, Juni 2007, doi: 10.1002/art.22762.
[29] E. Bellato u. a., „Fibromyalgia Syndrome: Etiology, Pathogenesis, Diagnosis, and Treatment“, Pain Res Treat, Bd. 2012, 2012, doi: 10.1155/2012/426130.
[30] W. Häuser und M.-A. Fitzcharles, „Facts and myths pertaining to fibromyalgia“, Dialogues Clin Neurosci, Bd. 20, Nr. 1, S. 53–62, März 2018.
[31] M. Krasselt und C. Baerwald, „Fibromyalgie-Syndrom: Aktuelle Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie“, Dtsch med Wochenschr, Bd. 143, Nr. 15, S. 1103–1108, Aug. 2018, doi: 10.1055/a-0542-9531.
[32] S. Kia und E. Choy, „Update on Treatment Guideline in Fibromyalgia Syndrome with Focus on Pharmacology“, Biomedicines, Bd. 5, Nr. 2, Mai 2017, doi: 10.3390/biomedicines5020020.
[33] Bundesanstalt Statistik Österreich, „Chronische Krankheiten“. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/gesundheitszustand/chronische_krankheiten/index.html (zugegriffen Sep. 17, 2020).