Gonorrhoe ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die umgangssprachlich als Tripper bekannt ist. Die Infektion ist heilbar, muss dazu aber erst einmal entdeckt werden –denn sie kann auch völlig ohne Symptome verlaufen.
Geschlechtskrankheiten sind auch heute nicht so selten, wie viele denken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass sich jeden Tag weltweit rund eine Million Menschen mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI) anstecken. Die Gonorrhoe (Tripper) ist dabei die dritthäufigste STI, mit zuletzt rund 87 Millionen neuen Ansteckungen bei 15- bis 49-Jährigen im Jahr [1]. Die Gonorrhoe war zudem 2018 die am zweithäufigsten gemeldete STI in der EU, mit mehr als 100.000 Fällen [2].
Wenn die Gonorrhoe erkannt wird, lässt sie sich in der Regel sehr gut behandeln. Doch manchmal zeigen sich gar keine Symptome und Betroffene geben die Krankheit weiter, ohne es zu merken. Kondome und regelmäßige Tests können helfen, einer Tripper-Infektion vorzubeugen.
Lesen Sie in diesem Artikel, was die Gonorrhoe ist, wie die Ansteckung abläuft, wer am häufigsten betroffen ist, an welchen Symptomen Sie eine Tripper-Erkrankung erkennen und wie sie sich behandeln lässt. Außerdem: Warum Antibiotikaresistenzen ein großes Problem im Kampf gegen die Gonorrhoe sind.
Was ist Gonorrhoe (Tripper)?
Die sexuell übertragbare Infektionskrankheit (STI) Gonorrhoe ist wahrscheinlich besser unter der umgangssprachlichen Bezeichnung „Tripper“ bekannt.
Die Geschlechtskrankheit wird von einem Bakterium namens Neisseria gonorrhoeae verursacht, das auch Gonokokkus genannt wird. Diese Gonokokken werden vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen.
Wer ist von Gonorrhoe (Tripper) betroffen?
Am häufigsten sind sexuell aktive Menschen zwischen 15 und 44 Jahren betroffen. Die Gesundheitsbehörden sowie das Robert-Koch-Institut haben außerdem eine erhöhte Inzidenz bei Männern festgestellt, die Sex mit Männern haben (MSM). Generell leiden Männer deutlich häufiger unter Gonorrhoe als Frauen. In der Schweiz, wo die Gonorrhoe meldepflichtig ist, waren im Jahr 2016 rund 80 Prozent der 2270 gemeldeten Betroffenen männlich.
Außerdem sind laut der gemeldeten Daten Sexarbeiter*innen überdurchschnittlich häufig betroffen [2]-[4].
Wie steckt man sich mit Gonorrhoe (Tripper) an?
Die Gonokokken übertragen sich durch direkten Kontakt zwischen Schleimhäuten, in der Regel im Genital- oder Analbereich oder im Rachen. Meistens passiert das durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Erreger können auch über die Hände an die Augen gelangen und dort eine eitrige Bindehautentzündung verursachen, die im schlimmsten Fall zum Erblinden führt.
Auch Betroffene, die keine Symptome bemerken, können andere mit Gonorrhoe anstecken.
Risikogruppen und Prävention
Laut dem Robert-Koch-Institut gibt es einige Risikofaktoren, die eine Ansteckung wahrscheinlicher machen [2]:
- Bestehende HIV-Infektion
- Sex mit mehr als fünf Personen innerhalb der letzten sechs Monate
- Sex ohne Kondom
Der beste Weg, um Gonorrhoe vorzubeugen, ist ganz klar, beim Sex ein Kondom zu verwenden und es konsequent und richtig einzusetzen. Auch das bietet keinen hundertprozentigen Schutz, reduziert aber das Risiko deutlich. Wenn ein Verdacht auf Gonorrhoe besteht, sollten Sie besser keinen Sex haben, bis Sie ärztlich untersucht wurden.
Eine Studie untersuchte im Jahr 2018, wie STI in Deutschland unter Männern, die Sex mit Männern haben, verbreitet sind. Gonorrhoe und andere STI kamen häufiger bei Männern vor, die ein vorbeugendes Medikament gegen HIV nahmen, die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) – und vermutlich eher Sex ohne Kondom hatten. Auch die Einnahme von Partydrogen scheint laut der Studie ein Risikofaktor zu sein [5].
Übertragung von der Mutter auf das Kind
Es ist auch möglich, dass sich der Erreger während der Geburt auf das Neugeborene überträgt, auch dann sind oft die Augen betroffen und es kommt zu einer Bindehautentzündung. In Europa ist das aber sehr selten geworden, da werdende Mütter in der Regel in vorsorglichen Screenings auf Geschlechtskrankheiten untersucht und im Falle einer Infektion behandelt werden [6].
Symptome der Gonorrhoe (Tripper)
Die Symptome hängen davon ab, welche Körperstelle mit den Gonokokken infiziert wurde.
Der Genitalbereich, vor allem die Harnröhre, der Enddarm (Rektum) und der Rachen sind die am häufigsten betroffenen Bereiche. Die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen Ansteckung und den ersten Beschwerden – schwankt zwischen einem bis 14 Tagen, sofern sich überhaupt Symptome entwickeln.
Eine Infektion des Rachens (pharyngale Gonorrhoe) verläuft in der Regel ohne Symptome. Es kann in seltenen Fällen zu Halsschmerzen und einem rauen Hals kommen [7].
Gonorrhoe-Symptome bei Frauen
Rund 50 Prozent der Frauen, die sich mit Gonorrhoe anstecken, haben einen symptomlosen Verlauf [2].
Diese Beschwerden treten bei Frauen am häufigsten auf:
- Vermehrter Ausfluss aus der Scheide, der oft auffällig aussieht oder riecht
- Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterleib
- Seltener, aber ebenfalls möglich: Zwischenblutungen und verstärkte Regelblutungen
Eine Gonorrhoe während der Schwangerschaft kann viele Komplikationen mit sich bringen. Unter anderem steigt die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt, aber auch von Fehl- und Totgeburten. Deswegen sollten auch Frauen mit Kinderwunsch schon darauf achten, ob Sie gegebenenfalls unter einer unentdeckten STI leiden [6].
Gonorrhoe-Symptome bei Männern
10 bis 30 Prozent der Männer, die sich mit Gonorrhoe anstecken, haben einen symptomlosen Verlauf [2].
Bei den meisten betroffenen Männern zeigen sich wenige Tage nach der Ansteckung deutliche Symptome. Die Hauptsymptome sind [8]:
- eitriger Ausfluss aus der Harnröhre - meist weiß, gelb oder grünlich gefärbt.
- Schwierigkeiten und Brennen beim Wasserlassen.
- Seltener: schmerzende oder geschwollene Hoden
Symptome der rektalen Gonorrhoe
Ein Befall des Rektums verläuft häufig ohne Symptome. Eine solche unerkannte rektale Gonorrhoe kann dazu führen, dass Betroffene unbemerkt andere anstecken.
Es gibt aber durchaus mögliche Symptome, dazu gehören:
- Juckreiz am After
- Entzündung der Schleimhaut im Mastdarm
Folgen und Komplikationen
Bleibt die Gonorrhoe unbehandelt, sind schwerwiegende Folgen möglich. Bei Frauen kann es unter anderem zu einer entzündlichen Erkrankung des Beckens kommen, wenn die Bakterien „nach oben“ wandern. Eine mögliche Komplikation ist eine Vernarbung der Eileiter, was ektopische Schwangerschaften, also Schwangerschaften, bei der sich das Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet, und Unfruchtbarkeit verursachen kann [8].
Bei Männern kann eine unbehandelte Gonorrhoe in seltenen Fällen ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führen.
Wie lässt sich Gonorrhoe (Tripper) nachweisen?
Die Erreger der Gonorrhoe lassen sich in Laboruntersuchungen feststellen. Untersucht werden in der Regel Menschen, die typische Symptome zeigen, die andere Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Syphilis oder HIV hatten oder deren Sexualpartner*innen mit Gonorrhoe infiziert waren.
Ärzt*innen nehmen dazu meist Abstriche der betroffenen Schleimhäute, wenn ein Verdacht auf Tripper besteht. Hatten Sie sexuellen Kontakt zu Männern (egal was Ihr Geschlecht ist), werden oft Proben von mehreren Körperstellen entnommen, da die Bakterien zum Beispiel im Rachen oder Rektum symptomlos lauern können.
Ist der Genitalbereich infiziert, kommen auch Urinproben infrage, die dann im Labor untersucht werden. Das ist vor allem bei Männern aussagekräftig, Urintests werden aber auch zum Beispiel zum Geschlechtskrankheiten-Screening für Schwangere verwendet.
Ein Labor stellt dann fest, ob sich das Bakterium Neisseria gonorrhoeae in der Probe befindet, entweder durch eine mikroskopische Untersuchung, eine kulturelle Anzucht der Bakterien oder einen sogenannten Nachweis von Nukleinsäuren durch Amplifikationstests [6], [7].
Ist die Gonorrhoe meldepflichtig?
In Österreich gilt für die Gonorrhoe keine allgemeine Meldepflicht. Ärzt*innen müssen eine Tripper-Diagnose nach dem Geschlechtskrankheitengesetz nur weitermelden, „wenn eine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist oder sich die/der Kranke der ärztlichen Behandlung bzw. Beobachtung entzieht.“ Wenn Patient*innen nach einer Diagnose also nicht kooperieren und sich behandeln lassen, muss das den Behörden gemeldet werden [9].
Wie wird Gonorrhoe (Tripper) behandelt?
In der Regel lässt sich die Gonorrhoe sehr gut mit Antibiotika behandeln. Welche Wirkstoffe dabei in welcher Dosis zum Einsatz kommen, hängt vom genauen Erreger und der befallenen Körperstelle ab. Meist braucht es nur eine oder zwei Dosen der Medikamente.
Nachdem Sie mit der Antibiotika-Therapie begonnen haben, sind die Gonokokken üblicherweise nach 24 Stunden bereits abgetötet und Sie sind nicht mehr ansteckend. Fachleute empfehlen trotzdem, frühestens sieben Tage nach der Behandlung wieder Sex zu haben – so halten Sie das Risiko klein, doch noch jemanden zu infizieren und sich später selbst erneut anzustecken [2].
Außerdem wird empfohlen, Sexualpartner*innen zu kontaktieren, damit sie sich testen und gegebenenfalls auch behandeln lassen können. Dabei gilt: Hatte eine betroffene Person Tripper-Symptome, sollte sie ihre Partner*innen der letzten acht Wochen kontaktieren. Hatte sie keine Symptome, sollten die Sexualkontakte der letzten sechs Monate informiert werden [6].
Gut zu wissen: Leider sind Sie nach einer durchstandenen Gonorrhoe nicht immun gegen die Gonokokken und können sich jederzeit erneut anstecken [2].
Antibiotikaresistenz gegen Gonokokken
Ein wachsendes Problem bei der Behandlung der Gonorrhoe ist, dass einige Stämme des Bakteriums Resistenzen gegen einige gängige Antibiotika entwickeln. Dadurch sind ehemals wirksame Antibiotika unwirksam geworden. So wurde früher oft noch Penicillin verabreicht – gegen dieses Antibiotikum sind aber mittlerweile 10 bis 20 Prozent der in Deutschland festgestellten Gonokokken-Stämme resistent. Deswegen sind Ärzt*innen heute auf andere Antibiotika umgestiegen [10].
Auf einen Blick: Gonorrhoe (Tripper)
Was ist die Gonorrhoe?
Die Gonorrhoe (auch Tripper genannt) ist eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit. Verursacher ist das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokkus).
Menschen stecken sich meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr an. Betroffen sein können neben den Schleimhäuten im Genitalbereich auch der Rachen und das Rektum.
Wer ist häufig von Gonorrhoe betroffen?
Die Gonorrhoe tritt am häufigsten bei jungen Menschen zwischen 15 und 44 auf. Männer sind deutlich häufiger betroffen, vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).
Welche Symptome hat man bei Gonorrhoe?
Viele Gonorrhoe-Betroffene haben gar keine Symptome – bei rund 50 Prozent der Frauen und 10 bis 30 Prozent der Männer verläuft die Infektion symptomlos.
Typische Symptome bei Frauen sind auffällig aussehender und riechender Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen und seltener auch Regelbeschwerden.
Typische Symptome bei Männern sind Ausfluss aus der Harnröhre, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen und in seltenen Fällen geschwollene und schmerzende Hoden.
Ist das Rektum betroffen, kann es zu Juckreiz am After kommen.
Wie wird Gonorrhoe behandelt?
In den meisten Fällen lässt sich eine Gonorrhoe gut mit Antibiotika behandeln. Ärzt*innen wählen das Medikament je nach genauem Erreger und betroffener Körperstelle aus.
Nach der Behandlung sollten Sie sieben Tage keinen Sex haben, um sicherzugehen, dass Sie niemanden mehr anstecken. Außerdem sollten Sie Ihre Sexualpartner*innen der letzten Wochen und Monate informieren.
Quellen
[1] „Sexually transmitted infections (STIs)“. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis) (zugegriffen Juli 14, 2021).
[2] Robert-Koch-Institut, „Gonorrhö (Tripper) RKI-Ratgeber“, www.rki.de. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html (zugegriffen Juli 12, 2021).
[3] R. D. Kirkcaldy, E. Weston, A. C. Segurado, und G. Hughes, „Epidemiology of Gonorrhea: A Global Perspective“, Sex Health, Bd. 16, Nr. 5, S. 401–411, Sep. 2019, doi: 10.1071/SH19061.
[4] B. für G. BAG, „Gonorrhoe (Tripper)“. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/gonorrhoe.html (zugegriffen Juli 15, 2021).
[5] K. Jansen u. a., „STI in times of PrEP: high prevalence of chlamydia, gonorrhea, and mycoplasma at different anatomic sites in men who have sex with men in Germany“, BMC Infectious Diseases, Bd. 20, Nr. 1, S. 110, Feb. 2020, doi: 10.1186/s12879-020-4831-4.
[6] Deutsche STI-Gesellschaft e.V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit, „S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe“, 2018. Zugegriffen: Juli 12, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/059-004l_S2k_Gonorrhoe-Diagnostik-Therapie_2019-03.pdf
[7] H. Fifer, J. Saunders, S. Soni, S. T. Sadiq, und M. FitzGerald, „2018 UK national guideline for the management of infection with Neisseria gonorrhoeae“, Int J STD AIDS, Bd. 31, Nr. 1, S. 4–15, Jan. 2020, doi: 10.1177/0956462419886775.
[8] „STD Facts - Gonorrhea“, Okt. 22, 2019. https://www.cdc.gov/std/gonorrhea/stdfact-gonorrhea.htm (zugegriffen Juli 12, 2021).
[9] AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, „Gonokokken-Infektionen“, S. 7, 2017.
[10] V. Bremer, S. Dudareva-Vizule, S. Buder, M. an der Heiden, und K. Jansen, „Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland“, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, Bd. 60, Nr. 9, 2017, doi: 10.1007/s00103-017-2590-1.