Bei Massagen denken die meisten wohl zuerst an den Rücken, vielleicht noch an die Füße. Ein unterschätztes Ziel für Massagen ist aber der Bauch. Bauchmassagen können dabei nicht nur entspannend sein.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Bauchmassage gegen Verstopfung und Regelschmerzen helfen kann – inwiefern sie Blähungen und andere Beschwerden lindern könnte, wird noch erforscht. Außerdem trägt eine Bauchmassage, wie andere Massagen auch, bei vielen Menschen dazu bei, Stress abzubauen und sich besser zu fühlen.
Bauchmassage im Überblick
- Bauchmassagen können die Durchblutung fördern, Muskeln entspannen, die Verdauung unterstützen und dabei helfen Stress abzubauen.
- Studien zeigen, dass Bauchmassagen bei Verstopfung und Regelschmerzen helfen können.
- Für die Bauchmassage sollten Sie sich eine entspannte, warme und ruhige Umgebung suchen, sanften Druck auf den Bauch ausüben und die Hand dabei immer im Uhrzeigersinn bewegen.
- Ätherische Öle können die entspannende Wirkung der Bauchmassage unterstützen.
Warum die Bauchmassage gut tut
Wissenschaftliche Studien untersuchen schon seit den 1990er Jahren, wie Bauchmassagen bei bestimmten Verdauungsproblemen und anderen Beschwerden helfen können. [1]
Folgende Effekte kann eine Bauchmassage vermutlich haben:
Durchblutung fördern: Eine sanfte Bauchmassage stimuliert die Blutzirkulation. Das kann dabei helfen, die Durchblutung der inneren Organe zu verbessern.
Muskulatur entspannen: Bauchmassagen können dazu beitragen, die Bauchmuskulatur zu entspannen, was bei Stress von Vorteil sein kann – aber auch bei muskulären Problemen, die zum Beispiel durch langes Sitzen entstehen.
Verdauung unterstützen: Die Massagebewegung kann den Verdauungsprozess fördern, indem sie die Darmmuskulatur anregt. Das hilft dem Darm dabei, Nährstoffe aufzunehmen und kann in einigen Fällen Blähungen und Verstopfung lindern.
Stress abbauen: Bauchmassagen können – wie andere Massagen auch – den Spiegel von Stresshormonen wie Cortisol senken und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Wie das sprichwörtliche „Bauchgefühl“ schon nahelegt, spüren wir Emotionen oft im Bauch. Das könnte ein Grund dafür sein, dass sich Bauchmassagen für viele Menschen so entspannend anfühlen.
Das sagt die Wissenschaft
Viele der Studien, in denen die Forschenden die Bauchmassage untersuchen, wurden an Menschen durchgeführt, die schwere Krankheiten wie Darmkrebs haben, die kürzlich Operationen hinter sich hatten oder die sich in Pflege befinden. Diese Gruppen von Personen leiden oft unter starken Magen-Darm-Beschwerden, sodass sich Verbesserungen leicht beobachten lassen. Das heißt nicht, dass man die Ergebnisse der Studien nicht auf andere übertragen kann – aber der Effekt ist bei grundsätzlich gesunden Menschen vielleicht etwas kleiner.
Wissenschaftler*innen haben unter anderem beobachtet [2] [3]:
- Bauchmassagen konnten Verstopfungs-Symptome verbessern (in den Studien zum Beispiel bei chronischer funktionaler Verstopfung, Multipler Sklerose, Krebs und im hohen Alter).
- Bauchmassagen förderten den Stuhlgang, was Menschen mit Verstopfung helfen kann.
- Bauchmassagen konnten Blähungen leicht reduzieren.
Außerdem gibt es Forschung dazu, ob Bauchmassagen auch gegen Regelschmerzen helfen können. In einer Studie reduzierten die Massagen Rücken- und Bauchschmerzen während der Menstruation [4]. Andere Untersuchungen zeigen, dass Bauchmassagen vor allem in Kombination mit ätherischen Ölen sinnvoll sein können, um Regelschmerzen zu lindern [5].
Verändern Bauchmassagen die Darmflora?
Einige Wissenschaftler*innen vermuten, dass sich die Darmbewegungen auch auf die Darmflora auswirken, also auf die Darmbakterien und andere Mikroorganismen im Darm. Eine Studie sah sich an, wie Bauchmassagen die Zusammensetzung der Darmflora bei Menschen mit Diabetes Typ 2 veränderte. Tatsächlich hatten die Proband*innen, die Bauchmassagen erhalten hatten, eine größere Population bestimmter förderlicher Darmbakterien. Das wirkte sich sogar auf den für Diabetiker*innen extrem wichtigen Blutzuckerstoffwechsel aus [6].
Anleitung für die Bauchmassage:
Bauchmassagen werden oft von Physiotherapeut*innen durchgeführt, vor allem, wenn es darum geht, kranke Menschen zu behandeln. Sie können eine Bauchmassage aber selbst an sich durchführen.
Schaffen Sie sich für die Massage eine ruhige, entspannte Umgebung und nehmen Sie sich mindestens fünf bis 15 Minuten Zeit. Legen Sie sich dazu zum Beispiel auf eine Yogamatte.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, eine Bauchmassage durchzuführen. Hier ist eine Anleitung für eine einfache Variante, die Sie selbst machen können:
- Beginnen Sie unterhalb des Bauchnabels. Führen Sie mit Fingerspitzen und Handinnenfläche kleine kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn durch und üben Sie dabei sanften Druck aus.
- Achten Sie bewusst auf Ihre Atmung. Atmen Sie immer tief aus, während Sie neuen Druck ausüben.
- Wiederholen Sie die Bewegungen im Uhrzeigersinn an verschiedenen Stellen des Bauchs. Beginnen Sie auf der linken unteren Seite des Bauchs und wandern Sie jeweils einige Zentimeter nach oben. Dann folgt die rechte Seite.
- Fühlen sich bestimmte Stellen besonders angespannt an, können Sie sie mehrmals massieren.
- Enden Sie die Bauchmassage mit sanften Streichbewegungen über den Bauch.
Weitere Anleitungen für Bauchmassagen finden Sie online. Sie können natürlich auch professionelle Bauchmassagen bei Masseur*innen oder Physiotherapeut*innen buchen und dabei auch lernen, die Massagen selbst anzuwenden.
[Blockquote] Warum im Uhrzeigersinn massieren? Die Bauchmsassage passt sich so an die Darmperistaltik an – also an die Bewegungen der Muskulatur, die die Nahrung durch den Darm befördert. Wenn Sie im Uhrzeigersinn massieren, unterstützen Sie also den Verdauungstrakt, was vor allem bei Verstopfungen hilfreich ist.
Tipps für die entspannte Bauchmassage
Warme Finger machen die Massage angenehmer – es kann helfen, für 30 Sekunden die Hände zu reiben.
Ätherische Öle unterstützten in einigen Studien die entspannende Wirkung der Massagen und sorgen für angenehmen Duft. Oft kommen zum Beispiel Öle aus Pfefferminze, Kamille, Fenchel, Lavendel und Ingwer.
Ein Ritual schaffen: Machen Sie aus der Bauchmassage eine gezielte Auszeit, in der Sie zur Ruhe kommen und sich wohl fühlen. Entspannende Musik, Kerzen, Düfte – gestalten Sie sich Ihr persönliches Ritual rund um die Massage.
Für wen ist die Bauchmassage nicht geeignet?
Unter bestimmten Bedingungen ist eine Bauchmassage nicht für Sie geeignet. Dazu gehören:
- Wenn Sie Durchfall haben.
- Nach einer Operation in der Bauchregion.
- Bei Entzündungen oder Tumoren im Magen oder Darm.
- Wenn Ihre Haut in der Bauchgegend gereizt ist oder Sie dort Ausschläge oder andere Hauterkrankungen haben.
Wenn Sie regelmäßig unter Verdauungsbeschwerden leiden, sollten Sie mit Ihren Ärzt*innen und Therapeut*innen sprechen, ob Bauchmassagen für Sie geeignet sind.
Quellen
[1] G. Wang u. a., „Abdominal massage: A review of clinical and experimental studies from 1990 to 2021“, Complement Ther Med, Bd. 70, S. 102861, Nov. 2022, doi: 10.1016/j.ctim.2022.102861.
[2] M. Dehghan, A. Malakoutikhah, F. Ghaedi Heidari, und M. A. Zakeri, „The Effect of Abdominal Massage on Gastrointestinal Functions: a Systematic Review“, Complement Ther Med, Bd. 54, S. 102553, Nov. 2020, doi: 10.1016/j.ctim.2020.102553.
[3] İ. G. Doğan u. a., „Abdominal Massage in Functional Chronic Constipation: A Randomized Placebo-Controlled Trial“, Phys Ther, Bd. 102, Nr. 7, S. pzac058, Juli 2022, doi: 10.1093/ptj/pzac058.
[4] N. Ozturk, E. Gerçek Öter, und M. Kürek Eken, „The effect of abdominal massage and stretching exercise on pain and dysmenorrhea symptoms in female university students: A single-blind randomized-controlled clinical trial“, Health Care for Women International, Bd. 44, Nr. 5, S. 621–638, Mai 2023, doi: 10.1080/07399332.2022.2061973.
[5] N. Sut und H. Kahyaoglu-Sut, „Effect of aromatherapy massage on pain in primary dysmenorrhea: A meta-analysis“, Complement Ther Clin Pract, Bd. 27, S. 5–10, Mai 2017, doi: 10.1016/j.ctcp.2017.01.001.
[6] Y. Xie u. a., „Clinical Effect of Abdominal Massage Therapy on Blood Glucose and Intestinal Microbiota in Patients with Type 2 Diabetes“, Oxid Med Cell Longev, Bd. 2022, S. 2286598, 2022, doi: 10.1155/2022/2286598.